Nach dem Bust von LuL.to: Quo vadis E-Book Szene?

Kommentar von Autorin A:
Wenn man sich mit dem Verkaufssystem von Ebooks beschäftigt, weiß man, dass man das keinesfalls schlussfolgern kann. Wir Autoren sind auch nicht so blöd zu glauben, dass jeder illegale Downloader ein echter Leser ist. Und wir sind nicht geneigt, auf eine Abmahnung zu verzichten, weil ein einzelner Ebook-Dieb uns dann etwas lieber hat.
Wer Bücher klaut, der hat Geschichten und Geschichtenerschaffer nicht verstanden, nicht verdient und hat null Empathie und Anstand. Solche wollen wir nicht als Leser haben.
Katzenstreu … ernsthaft? Glaubst du, dass man seinen „Lieblingsschriftsteller“ beklaut nach Strich und Faden? Betrügst du deine Liebliingsmenschen und Freunde?

Naja, immerhin hat der Leser dann ein echtes Autogramm von seinem Lieblingsautor auf der Abmahnung. Da zahlt er doch sicher gern was für so im Nachhinein.

Das mit der Unterschrift wäre aber nur bei Independent-Autoren der Fall, die für solche Späße wahrscheinlich eh kein Geld übrig haben. Bei den anderen Autoren sind für die Abmahnungen die Verlage und deren beauftragten Rechtsanwaltskanzlein zuständig. Damit haben die Verlags-Autoren nichts am Hut.

Kommentar von Hasi schreibt:
„Das wäre ja krass und würde heißen, das die Piraten fast die Hälfte des Marktes ausmachen würden. Da ist zu überlegen ob die angedachte harte Haltung einiger Autoren wirklich so eine gute Idee ist.“

Welcher Markt? Autoren zählen nur zahlenden Leser zu ihren Lesern und keine Diebe.
Und ja, unter diesem Gesichtspunkt ist es sogar eine ausgezeichnete Idee, endlich mal hart durchzugreifen. Die Autoren können dabei nur gewinnen.

Kommentar von Autorin A:
Und du denkst, wir Independent Autoren sind eher keine Lieblingsschriftsteller von diversen Lesern? Und wieso glaubt ihr eigentlich alle, dass wir so wenig verdienen, dass wir dafür kein Geld ausgeben würden?
Das meine ich jetzt ganz ernst. Wisst ihr so wenig über das Geschäft? Sind das wirklich die Vorurteile? Kein Geld, keine Verkäufe und Scheißbücher?

Vielleicht solltet ihr mal von Selfpublishern was anderes lesen als Einhandliteratur und vögelnde Werwölfe lach
Ein Buch von mir hat ein großer Verlag übernommen und im Lektorat wurde an der Geschichte gar nichts geändert, kaum dass ein Satz umgeschrieben wurde. Keiner wird den Unterschied von Verlagsbuch zu meiner Version überhaupt feststellen können.
Es gibt reichlich Selfpublisher, die sehr professionell arbeiten, auch wenn das das Weltbild eines Piraten ins Wanken bringt. Sie arbeiten wie kleine Verlage, sie zahlen pro Titel für Lektorat, Cover und Co. meist eine vierstellige Summe. Glaubt mal nicht, dass die keine paar hundert Kröten für Abmahnungen auftreiben können.

Kommentar von Sebastian:
Wow… die Autorin A schreibt sich hier den Frust aus der Seele.

Abmahnungen müssen in Vorkasse bezahlt werden. Wenn es viele sein sollten, käme da einiges zusammen. Und nein, das war von mir überhaupt nicht wertend gemeint. Ich bin kein Selfpublisher und habe deswegen auch keinen riesigen Einblick in diesen Sektor. Ich sprach auch nicht von schlechten Büchern oder unfähigen Autoren, deren Inhalte endlos lange überarbeitet werden müssten.

Kommentar von Hasi schreibt:
@Lars „Ghandy“ Sobiraj
Wenn du ständig um einen beachtlichen Teil deines Einkommens gebracht wirst, dann sagst du dir folgendes: Die paar hundert Euro für eine oder zwei oder auch drei Abmahnungen gebe ich doch mit Kusshand aus, um diesen Typen mal so richtig Stress zu machen.
Und genau das wird passieren.
Diese Autoren haben sich einen Anwalt genommen, der in einer Kanzlei arbeitet, die auf diesem Gebiet einen Ruf wie ein Donnerhall hat.

Kommentar von Noch.ein.Autor:
Ich ergänze das mal … und SP sind womöglich ein Stück weit motivierter etwas gegen Piraterie zu unternehmen.

Warum? Weil eBooks den Löwenanteil unserer Umsätze ausmachen, im Vergleich zu den meisten Verlagen.

Lieber Lars, doch, den „Spaß“ können wir uns erlauben. Nur, dass es uns bitter ernst damit ist.

Kommentar von Autorin A:
Es kommt hier in der Gesamtheit aber so rüber, das kannst du nicht abstreiten. Auch wenn „da einiges zusammenkommt“, ist das nicht schlimm. Schließlich muss der Abgemahnte die Kosten tragen. Und nicht jeder von denen ist vollpleite und leistet deswegen Offenbarungseid.
Das Risiko der SP ist gering, die meisten Downloader haben das Geld, um die Abmahnung zu bezahlen. Dann kostet es uns unterm Strich eben nichts. Ich kenne auch Ebookdiebe persönlich. Sind alles Beamte, Anwälte, Lehrer, Unternehmer. Leute mit Kohle. Es wird auch Arme geben, aber man darf nicht glauben, dass keiner von uns da sein Geld wiedersieht. Das Risiko ist überschaubar und man kann sogar Plus machen.

Nein, im Durchschnitt weht den Autoren hier im Kommentarbereich ein sehr straffer Wind ins Gesicht. Das streite ich überhaupt nicht ab. Nur ist meine Meinung nicht gleich die Summe aller Meinungen der Leser.

Kommentar von Autorin A:
Das ist richtig. Ich habe deine Aussage aber in diese Richtung interpretiert, denn hier scheint eben fast jeder dieser Ansicht zu sein. Man fragt sich natürlich, warum die Bücher von uns talentlosen Nichtskönnern dann wie blöd runtergeladen werden.

Ich kenne auch Verlagsautoren, die unabhängig von ihrem Verlag noch Anzeige erstattet haben. Ich werde mich nochmal erkundigen, wie sich das in dem Fall auswirken kann.

Kommentar von Autorin A:
Deine Fantasie ist beneideswert. Die Autorin A berichtigt in erster Linie die völlig laienhaften Sichtweisen von Leuten, die noch nie von Piratenseiten runter und in die echte Autorenszene reingekommen sind.
Den Frust von der Seele … nicht nötig. Wenn du meine Texte wirklich gelesen hast, dann ist dir nicht entgangen, dass sich meine Umsätze durch das Ausknocken von lul.to tüchtig gesteigert haben. Das versetzt mich eher in Feierlaune.
„Frust“ würde ich das nicht nennen, was ich hier mache, eher ein amüsiertes Beobachten. Die Unwissenheit und die Vorurteile über Autoren sind beachtlich. Und die Art, wie das hier als Tatsache hingestellt wird … ich mache ständig Screenshots und schicke das Zeug hier Kollegen.
Schön, dass ihr zur Abwechslung mal uns unterhaltet. Arbeitsteilung!

Hier bitte Daumen hoch oder wahlweise Grinsesmiley einfügen.wink

Kommentar von Michael:
@Autorin A: Sind Abmahnungen im Privatbereich inzwischen nicht auf 150 Euro gedeckelt + Schadensersatz, also vielleicht 5-10 Euro für das E-Book? Ob sich das für die Autoren lohnt, müssen wir wohl abwarten.

Kommentar von Takeshi Kovacz:
„Welcher Markt? Autoren zählen nur zahlenden Leser zu ihren Lesern und keine Diebe.
Und ja, unter diesem Gesichtspunkt ist es sogar eine ausgezeichnete Idee, endlich mal hart durchzugreifen.“

Die sogenannten „Diebe“ sind durchaus ein nicht zu vernachlässigender Teil des Marktes, insbesondere dann, wenn deren Anteil wirklich so groß ist wie ständig behauptet wird. Das ist eine (im Fall von lul.to) im Grunde durchaus zahlungswillige „Kundschaft“, die dem legalen Markt verloren gegangen ist. Warum auch immer, das sei hier mal dahingestellt.

Man sollte es nicht müde werden, bei solchen Gelegenheiten die Musikwirtschaft zu betrachten. Die hat auch lange gebraucht für eine Anpassung ihres Geschäftsmodells an die Realitäten (sprich: Nachfrage).

Kommentar von Takeshi Kovacz:
155,30

https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/gesetz-gegen-abzocke-bundestag-setzt-massenabmahnungen-grenzen-a-908267.html

Kommentar von Takeshi Kovacz:
Plus machen? Klingt nach einen guten Geschäftsmodell.

Kommentar von Leser B:
Liebe Autorin A, Halbwissen ist zumindest bei mir sicher nicht vorhanden. Ich verkaufe selbst Bücher über Amazon und die KU-Tantiemen sind ziemlich unterschiedlich. Normal bekomme ich knapp 6 Euro pro verkauftem Buch, das inkl. Steuern 10 Euro kostet, Über KU sind es zwischen 1 und 4 Euro - je nach gelesenen Seiten und Größe des KU-Geldtopfes, den Amazon ausschüttet. Ich erzeuge übrigens meine EPUBs selbst, ebenso das Cover. Kostet mich 0 Euro. Und ich brauche auch keine teure Agenten, die für meine Rechte kämpfen und illegale Kopien löschen. Piraten sind mir völlig egal, Jeder Leser ist mein Freund und nicht mein Feind. Ich verwende meine Energie lieber für gute Bücher als für Abmahnungen mit zweifelhaftem Ausgang…

Kommentar von Echt:
@Autorin A
Ich verstehe leider immer noch nicht, was ihr mit Abmahnungen meint. Eine Abmahnung geht gegen ein Verhalten vor, und dieses soll unterlassen werden. Das war bislang immer der Upload eines Werkes und nicht der Download. 30.000 User abzumahnen wird sich niemand leisten können. Es muss durch aufwendiges Data-Mining erstmal erforscht werden, wer der User ist und was dieser User runtergeladen hat und ob ihr überhaupt die Rechte habt, an dem Werk, was runtergeladen wurde. Das Alles erfordert eine enorme Arbeit, die verschlingt Geld und Zeit. Ich sehe die Jahre schon dahin schwinden bis es zur ersten Abmahnung kommt. Wie lange war dieses lul.to Portal online? Geht ihr auch gegen Autoren Kollegen vor, die sich dort angemeldet haben, um sich einen Überblick zu verschaffen?

Abmahnungen von Downloadern sind möglich, sogar bei Sharehostern wäre das möglich. Es wird nur halt bisher nicht gemacht, weil es sich finanziell gesehen nicht gerechnet hat.

Wenn jemand nicht nur wenige sondern Werke massenhaft illegal gekauft hat, dürfte sich das für die Kanzlei (Kostennote abhängig vom Gegenstandswert + Kosten der Ermittlung etc.) als auch für den Verlag (Schadenersatz) lohnen. Aber warten wir doch erstmal ab ob und wann die Behörden die Daten an die abmahnende Kanzlei weitergibt. Wer Post bekommen hat, bitte bei mir melden!! Ich blicke noch nicht zu 100% durch, ob es sich hierbei (ähnlich wie bei Autor Richard) um gezielte Panikmache oder um einen ernsten Hintergrund handelt. Warten wir es doch erstmal ab. Klar kämen die nach einiger Zeit über Amazon (USA) per Rechtshilfeersuchen an die Daten der Käufer der Gutscheine heran, sofern diese damit ihr Guthaben bei LuL aufgeladen haben und nicht per Fake-Account angemeldet waren.

Kommentar von e-Book writer:
„Man sollte es nicht müde werden, bei …“ Doch, man wird es müde @Takeshi Kovacz

Musik und e-Books zu vergleichen ist Unsinn. Frag dich doch einfach mal, wie oft du ein Album deiner Lieblingsband gehört hast und wie oft du ein und das dasselbe Buch gelesen hast.
Ganz abgesehen davon, kennst du die Zahlen, weißt du was Bands von Anbietern wie spotify ausgezahlt bekommen? Vermutlich nicht. Ich weiß es. Und es ist beschämend wenig.
Aber Bands können ihre Verluste zum Teil kompensieren. Sie gehen auf Tour und verkaufen nach dem Gig ihre Merchandising-Artikel. Würdest du 50,- bezahlen, um einem Autor auf einer Lesung zuzuhören und anschließend einen überteuerten Kaffebecher von ihm kaufen?

Wir Autoren wissen, kaum werden unsere Titel von den Piraten-Seiten gelöscht, schnellen unsere Verkaufszahlen nach oben. Wir können sozusagen die Uhr danach stellen. Genauso wie wir sehen, wann ein Titel illegal hochgeladen wurde, weil dann die Verkaufszahlen nach unten rauschen. Amazon zeigt uns Verkäufe und Ausleihen nämlich in Echtzeit an.

Das heißt: Angebot und Nachfrage.
Gibt es kein illegales Angebot, wird gekauft.
In den vergangenen Jahren hat sich daran nichts geändert. Auch kein Flatrate-Angebot, was es ja schon länger gibt – und nach dem hier trotzdem immer laustark verlangt wird.

Was du „zahlungswillige „Kundschaft““ nennst, sind Leute, denen es ums Prinzip geht. Die haben ohne zu zucken eine illegale Plattform finanziert, aber nicht im Traum daran gedacht, die Autoren für ihre Leistung zu bezahlen.

Wenn diese 36 Autoren dieser „Kundschaft“ jetzt mal kräftig auf die Füße treten, ist das verständlich und nachvollziehbar. Und für die Nutzer könnte es sogar recht lehrreich sein.
Wenn sie nach dieser Erfahrung den betreffenden Autor boykottieren, wird dieser Autor garantiert gut damit leben können, denn die Rechnung lautet: „einer weniger, der mich beklaut“ – und nicht: „einer weniger, der meine Bücher kauft“.