Meine Suche nach einem neuen VPN

Surfshark VPN

Dieser Anbieter kommt für mich aus der Ecke „zu gut, um wahr zu sein“. Über 3200 Server in 65 Ländern, top Geschwindigkeiten (laut Anbieter), immer wieder Angebote, die den Monatspreis bis auf unter zwei Euro drücken. Und etliche Zusatzoptionen, die nicht vermuten lassen, dass dieser Anbieter erst 2018 gegründet wurde. Irgendwie kriecht mit da das Wort „Honeypot“ in den Kopf. Spontan konnte ich jedoch nichts verdächtiges feststellen. Das Team kommt vorwiegend aus Litauen, lebt aber in England und Surfshark selbst hat seinen Sitz in den British Virgin Islands. Vorher haben die Manager von Surfshark alles mögliche gemacht, einer war in der IT-Beratung tätig, zwei andere z.B. im Transportwesen. Die British Virgin Islands haben seit kurzem ein eigenes Datenschutzrecht, aber prinzipiell stehen sie unter der Verwaltung eines Gouverneurs, der der Königin des Vereinigten Königreichs unterstellt ist. Wie auch immer das zu bewerten ist, unter dem Deckmantel dieses VPN würde ich keine Weltrevolution starten.

Aber nun zu meinen Ergebnissen:

(„W/O“ bedeutet wie immer „ohne VPN“)

Die Performance ist durchweg top, da gibt es wirklich nichts zu bemängeln. Und auch der Ping ist super, natürlich aber deutlich abnehmend, je weiter der Server entfernt ist. Was mir sofort aufgefallen ist, und was ich immer wieder reproduzieren konnte, ist die Verwendung identischer Server bei NordVPN und Surfshark. Andernorts wurde auch vermeldet, dass Surfshark ein Whitelabel-Produkt von NordVPN ist. Das dürfte erklären, woher ein so neuer Player aus dem Stand heraus eine derart starke Infrastruktur hat. Und warum manche „Phänomene“ sowohl bei NordVPN als auch bei Surfshark zu sehen sind. So minimierte sich NordVPN in früheren Versionen der Windows-App auch nicht, verhielt sich also genau so, wie Surfshark aktuell. Und auch wenn die Funktion unterschiedliche Namen hat, so nutzen beide Anbieter für ihren Adblocker wohl die selbe, wahrscheinlich zugekaufte Technik. Zugekauft, weil der Support beider Anbieter sich außer Stande sieht, die Fehler zu beseitigen. Auch das Freischalten von Streaming-Sendern ist bei beiden Anbietern gleichermaßen hakelig. Der Surfshark-Support warnt aktuell und bereits seit einiger Zeit davor, dass sie „Probleme mit dem Freischalten von Streaming-Angeboten“ haben. Man arbeite daran, was für den Kunden aber letztendlich keine zufriedenstellende Antwort sein kann. Erschwerend kommt hinzu, dass man in den Ländern maximal verschiedene Städte, aber keine spezifischen Server wählen kann. Jedenfalls habe ich dazu keine Option gefunden.

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Die App baut die Verbindung zur gewählten Serverlocation schnell auf, schneller macht das bei mir nur noch Mullvad. Schön finde ich den Schnellzugriff auf die zuletzt genutzten Server, auch wenn ich mir hier eher die Favoriten gewünscht hätte. Darunter hat man (konfurierbar) weitere Optionen, wie bei mir zum Beispiel den Killswitch oder ein Toggle für den Adblocker. Letzteres ist sicher sinnvoll, da ich wie gesagt auf einigen Seiten Probleme mit dem Adblocker hatte und man ihn so schnell mal ausschalten kann.

Schön finde ich auch, dass man direkt aus dem Tray-Flyout heraus nach einem bestimmten VPN-Land suchen und sich verbinden kann:

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Wie man daneben sehen kann, lassen sich Locations auch als Favoriten anlegen. Wer die Server von NordVPN kennt, wird mit denen von SurfShark aber keine Überraschungen erleben. Wie gesagt sind es oft die selben Server und damit auch jene, die hier und da von Seitenbetreibern als Spamlocations geblockt werden. So zeigte Netflix bei mir nur eine weiße Seite mit einer Fehlermeldung und das von mir zum Test verwendete Forum verweigerte den Zugriff. Ein oder zwei Serverwechsel beseitigen solche Problem meist, angenehm ist es jedoch nicht.

Interessant ist vielleicht noch die Funktion „One“, die man optional hinzubuchen kann. Hier habe ich den Support kontaktiert, um mehr zu erfahren. An der Antwort merkte ich, dass die Funktionalitäten von „One“ nicht gerade zu den Spezialitäten des Supports gehören. Aber grundsätzlich war man immer freundlich und schaffte die nötigen Informationen irgendwie heran.

Im Wesentlichen bekommt man mit „One“ noch einen Virenscanner, eine Suchmaschine und einen Benachrichtigungsdienst hinzu. Letzterer überwacht das Internet darauf, ob irgendwo persönliche Daten auftauchen. Also zum Beispiel Kreditkartennummern, E-Mail-Adressen oder ähnliches. Ein Dienst, der von vielen Firmen bereits seit Jahren in den USA angeboten wird, wo Identitätsdiebstahl anscheinend weit verbreitet zu sein scheint. Mein Problem ist, dass man dem VPN-Anbieter seine persönliche Daten (und zwar die ganz sensiblen) für diese Funktion zur Verfügung stellen muss. Für mich geht diese Funktion daher eher in die falsche Richtung. Der Virenscanner verwendet nach Aussage des Support die Engine von Avira und die anonyme Suchmaschine verwendet einen selbst entwickelten Katalog. Was mich etwas erstaunt hat, da man einen Suchkatalog nicht mal eben in der Mittagspause entwickelt. Will man alle diese Funktionen hinzubuchen, kostet das derzeit nochmal 1,27 EUR zusätzlich.

Fazit: Wie eingangs erwähnt hört sich das Angebot von Surfshark fast schon zu gut an. Und ich muss auch zugeben, dass ich in der täglichen Verwendung keinerlei Probleme hatte. Natürlich außer jene kleineren Dinge, die ich schon von NordVPN kannte. SurfShark arbeitet unter Windows und Android schnell und zuverlässig. Und auch die Verbindungsgeschwindigkeiten lassen sich kaum bemängeln. Wenn ein Anbieter aber nach zirka zwei Jahren am Markt bereits so fortschrittlich ist, gehen bei mir die Alarmglocken an. Sollte sich zudem bewahrheiten, dass Surfshark wenigstens zum Teil ein Reseller der NordVPN-Infrastruktur ist, hat man unter Umständen mit Surfshark einen gleichermaßen zuverlässigen wie unzuverlässigen VPN-Anbieter wie NordVPN. Insofern ist Surfshark für mich ein attraktiver VPN-Anbieter, den ich jedoch mit Vorsicht genießen würde.

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