Kommentare zu folgendem Beitrag: BookTok-Boom: Jugendhype krempelt Buchmarkt um und lässt alte Strukturen wanken
Die allermeisten inhabergeführten Buchläden in den Innenstädten sterben genauso aus, wie alle anderen kleinen Läden dort.
Bei den Buchläden sterben aber zuerst die ursprünglichen Kunden weg! Diese alte Struktur wankt nicht wegen eines Jugendhype, sondern weil die Inhaber noch haargenau so arbeiten, wie vor 40 oder 50 Jahren. Sie sind nunmal Buchhändler, aber keine echten Verkäufer, die wissen das es ein Internet gibt oder wie der Markt sich schnell wandeln kann! Zusätzlich sind natürlich die großen Ketten mit schuldig an diesem Sterben, weil z.B. noch nicht einmal mehr die Schulbuchbestellungen bei den kleinen Läden passieren. Diese Ketten kann man getrost als das „Offline-Monopol“ bezeichnen!
Die Branche heult nun rum zu einem Zustand, den sie zu 90% selber mit verschuldet hat…
Wenn online Bücher beworben, besprochen oder bewertet werden ist das doch im Prinzip nichts anderes, als wenn die Heike vom lokalen Buchladen einen Sticker an eines ihrer Lieblingsbücher im Regal macht und darin kurz erwähnt, wie sie es fand.
Nett gemeint, Heike, aber wir haben 2025 und du wirst damit leben müssen, dass niemand euren Laden betritt um deine Zettelchen zu lesen wenn er zuhause bleiben kann, deutlich mehr Zettelchen zu einem Buch vorfindet und schwuppdiwupp das Buch als Ebook oder 2 Tage später als was für’s Angeberregal in seinem Briefkasten hat.
Ob mehr oder weniger gelesen wird kann ich nicht beurteilen. Die nackten Verkaufszahlen sagen wenig aus, wenn man bedenkt, dass vieles sich freibeutern lässt (leichter und ungefährlicher als Filme/Serien) und andererseits vieles nicht so oft tatsächlich verkauft wird, wie der Verlag angibt. Besonders die selbst gestalteten Biographien prominenter Persönlichkeiten nicht.
Zwinker, Zwinker, Frau Merkel.
Und ob sich da in den Genres groß was bewegt weiss ich ebenfalls nicht.
Aber wenn ich „Romantasy, Fantasy und Coming Of Age“ mal eben als Pulp zusammenfassen darf: Den hat es auch schon immer gegeben. Als Groschenroman von Bastei. Für z.B. John Sinclair ging damals schon etwas Taschengeld von mir drauf.
Nur erschienen diese Heftchen wöchentlich und waren vergleichsweise kurz.
Heute kann jeder solche Elemente zu einem Buch verwursten (und macht das auch) und entsprechend groß ist natürlich auch der Bedarf nach Diskussion darüber, wo man ähnliche Reihen findet wie die, die man gerade gelesen hat unter all der Auswahl. Reddit ist voll mit solchen Threads.
Da hat der Buchhandel eigentlich keinen Trend verschlafen. Er kann ihn von seiner Natur her nur einfach schlicht nicht bedienen.
Denn dazu müsste er ja selber Autoren (Woher nehmen? Wen?) animieren diesen Pulp zu produzieren. Bei ihnen.
Und dann hoffen, dass unter all dem Müll, der dabei entsteht, etwas ist, was sich vermarkten lässt und den ganzen Laden finanziell zu tragen in der Lage ist. Also auch all die gescheiterten Projekte.
Nein, sowas ist unmöglich.
Denen bleibt nichts anderes übrig als sich an den Trend ranzuwanzen, wie sie es offensichtlich auf der Buchmesse ja auch tun.
Langfristig werden für klassische Verlagshäuser tatsächlich nur Nischen übrigbleiben, und das umso schneller, je eher das Prinzip Selbstverlag sich durchsetzt. Getragen von Social Media, wo Rezension, Besprechung und Werbung, die klassischen Verlagsdienstleistungen (neben dem Buchdruck) eben, ganz unentgeldlich (Klicks!) stattfinden werden.
Die Nischen werden dann für die Fitzeks sein, für die Biographien sentimentaler Katzenomas und Weintanten wie Merkel oder eben klassischem Kram wie von der erwähneten Heidenreich.
Der klassische Literaturbetrieb wird sich weiter um sich selbst drehen, nur eben im Vergleich langsamer und bedeutungsloser.
Aber wer z.B. wissen will, wie es im Innenleben des Dredner Bildungsbürgertums zur Wendezeit aussah kann sich immer noch sicher sein, dass er auch in Zukunft preisgekrönten langweiligen Scheiss dazu serviert bekommt, besprochen und beworben von ausgewiesenen Experten.