Gespräch mit Manuel Bonik über E-Book-Piraterie

Kommentar von CounterFights:
Auch hier: meinen und wissen sehe ich als grundverschiedene Dinge an. Wir wissen, dass bei belletristischen Titeln hauptsächlich Amazon als Quelle dient.

Kommentar von library.genesis:
https://www.reddit.com/r/TOR/comments/2jlmp7/putting_library_genesis_on_tor_12_million_ebooks/

Kommentar von Manuel Bonik:
Wir hatten früher mal eine Galerie in Berlin, wo wir Schatten und ausgemusterte Währungen angeboten haben. Lief aber nicht so gut wie der Getränkeverkauf.
Wie groß ist Ihr Drache denn? Spuckt er Feuer?

Kommentar von Manuel Bonik:
Ist das nicht ein bisschen teuer? SB, sag doch auch mal was!

Kommentar von Esther:
Kommt es da nicht doch auf den Bereich an? Libgen und die amerikanischen Kollegen bieten massenhaft Bücher an, die im Allgemeinen nur von Uni-Bibliotheken gekauft werden und viele davon sind offensichtlich nicht einfach eingescannt. Steht da wirklich ein einzelner Bibliothekar dahinter? Oder duldet man einfach, dass eine Bibliothek Libgen beliefert? Wenn nicht hätte man in der Illegalität etwas aufgebaut, was an die Bibliothek von Alexandria erinnert.

Belletristische Titel schaffen Bibliotheken in der Regel erst Monate nach dem Erscheinen an. Sie sind aber meist schon im Netz zu finden, wenn sie durch die Feuilletons gehen. Da sind andere aber regelmäßig viel schneller als Libgen. Das sieht nicht so aus, als mische ein Bibliothekar mit. Nach Spiegelbests Meinung greift zumindest Lul die anderen illegalen Angebote ab - und kauft offenbar den Rest dazu.

Esther

Kommentar von Esther:
Damit haben sie ganz sicher recht.

Leute, die nur eine brauchbare E-Bibliothek brauchen - und das sind offensichtlich viele - haben aber vielleicht keine Lust sich mit solchen Details auseinanderzusetzen. Es gibt doch genug Seiten, auf denen man downloaden kann ohne persönliche Daten anzugeben.

Esther

Kommentar von VanityBackfires:
Aber nein, natürlich nicht, aber legal ist ja nicht gleich legitim, oder lädst du dir, wenn du in der Schweiz bist, fleißig ebooks bei tpb runter, nur weils da legal ist?

Wo ist denn der Unterschied zwischen den Downloadern, die ihre ebooks bei lul kaufen, weils da billiger ist, und Firmen, die im Ausland sitzen, weil da weniger Steuern anfallen?

Sind wir da nicht irgendwie schon ein bisschen fern von Undoppelmoral?

Kommentar von Esther:
Ist das wirklich so einfach? Dewn heutigen Nachrichten nach fand noch eine ganze Menge in Deutschland statt, obwohl die Server irgendwo in der Südsee standen.

Kommentar von Jay:
Ein „digitales Wasserzeichen“ wird alleine vom Konzept her immer leicht auszuhebeln zu sein. Da braucht man auch keinen Kryptologen zu. Zwei Kopien mit unterschiedlichem Wasserzeichen und ein Bitweiser Dateivergleich sollten reichen.

Kommentar von Manuel Bonik:
Aber gilt das auch für die Wasserzeichen von CounterFights? Was, wenn die die Luft anhalten und mit dem Fuß aufstampfen?

Kommentar von Manuel Bonik:
Drücke ich mich so unverständlich aus? Ich will doch nicht die
technischen Details von dem wissen, was Sie den Verlagen andrehen,
sondern was es bringt. Kann ja sein, dass Sie einen Drachen in der
Garage haben und ein Perpetuum mobile im Keller, aber so ein ganz klein
bisschen Beweisführung …? Keine Antwort empfinde ich als ziemlich
deutliche Antwort, und wer hier mitliest, wird das verstehen.
Immerhin wird mir etwas klarer, warum etliche Verlage in der Pirateriefrage so wirr agieren.

Mal ein Zitat von Ursula Feindor-Schmidt von Lausen Rechtsanwälte, München:
„Unsere
Piraterieverfahren richten sich ausschließlich gegen große Plattformen,
die zur Verbreitung von Kopien dienen (i.e. vorallem Linksammlungen und
Sharehoster). Bei diesen Verfahren ist die Art der Kopie (DRM-gerippt
oder Wasserzeichen) nicht entscheidend. Daten werden dazu in den
Beweissicherungen nicht erhoben. Daher kann ich dazu leider keine
Aussage treffen, ob solche Kopien evtl. einmal Gegenstand eines unserer
Verfahren waren.
Vermutlich würde diese Frage eher bei Verfahren
gegen Einzelnutzer eine Rolle spielen. Aber auch hier ist mir kein
Verfahren bekannt, in welchem diese Thematik von Bedeutung war.“

Oder Christian Solmecke von WILDE BEUGER SOLMECKE Rechtsanwälte, Köln: "Uns sind keine Abmahnungen bekannt, die aufgrund einer Suche über die Wasserzeichen eines Werkes erfolgt sind.“

Dem sollten Sie doch irgendwas entgegensetzen können? Sonst könnte man noch auf die Idee verfallen, dass Wasserzeichen reinweg Humbug sind.

Kommentar von CounterFights:
Ich nie behauptet, das WIR Wasserzeichen anbieten. Das ist Ihre Interpretationsart des gedruckten Wortes.

Ich habe nur geschrieben, dass Wasserzeichen zur Identifizierung von Käufern sehr wohl geeinget sind, diese jedoch von Shop zu Shop unterschiedlich umgesetzt werden. Es ist auch völlig irrelevant, wenn dem Herrn Solmecke oder der Frau Feindor-Schmidt solche Fälle nicht bekannt sind. Die von uns betreuten Verfahren wurden schließlich auch nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen.

Der Einsatz von Wasserzeichen ist eine Alternative zum DRM, um einen ausufernden illegalen Handel mit E-Books einzugrenzen. Genausowenig wie der harte Kopierschutz, bieten Wasserzeichen keinen absoluten Schutz gegen professionelle E-Book Kopierer. Das wissen unser Kunden ebenfalls.

Kommentar von library.genesis:
LOL!

Kommentar von Manuel Bonik:
Vor einer Weile haben Sie sich in einem Interview sogar noch skeptischer geäußert:
„Der Einsatz von Wasserzeichen in den Ebooks oder die Verwendung des Digital
Rights Managements sind nur präventive Maßnahmen mit geringer Wirkung.“
http://lectura-magica.over-blog.de/article-blc-ebook-piraterie-fluch-der-autoren-109776924.html
Da sind wir doch schon fast einer Meinung? - Darum und wenn Sie selbst keine Wasserzeichen anbieten, fällt es noch schwerer zu verstehen, warum Sie die so eifrig verteidigen.

Kommentar von Manuel Bonik:
Hihi! - Ja, ist merkwürdig, wie wenig Autoren, Verlage oder eben auch Journalisten sich auf dem Gebiet auskennen, obwohl es das Thema Piraterie und eben E-Book-Piraterie ja nicht erst seit gestern gibt. Wir testen bei Vorträgen, Interviews und anderen Gelegenheiten immer mal, ob die Leute oder wieviele davon wissen, was boerse, avax, LibGen o.ä. ist, und die Ergebnisse sind schon immer wieder sehr ernüchternd.

Kommentar von CounterFights:
In dem verlinkten Beitrag aus dem Jahr 2012 (!) habe ich ebenso geschrieben: „Beides [DRM und Wasserzeichen] sind nur Hilfsmittel in der rechtlichen Verfolgung, da hierüber ein Ebook-Pirat identifiziert werden könnte.“

Im Übrigen habe ich nicht den Einsatz von Wasserzeichen verteidigt, sondern Ihren Beitrag dahingehend kritisiert. Statt hinterher nach Beiträgen von mir bei Google zu suchen, hätte ich eine Recherche Ihrerseits vorher zu den passiven Schutzmechanismen erwartet. Zumal Sie Ihre Suchmaschinenkenntnisse in den Vordergrund stellen.

Es ist immer die Frage, gegen wen sich welche Schutzmechanismen richten sollen:

DRM hält die 0815-Kopierer, welchen die E-Books in einem Shop erwerben und z.B. bei eBay.de verkaufen wollen, auf. Aber auch die Kunden, deren gerade ihr siebentes Smartphone kaputt gegangen ist und das DRM die Anzahl der legalen Kopien einen weiteren Transfer unterbindet.

Vernünftige Wasserzeichentechnologien bieten den 0815-Kopierern ebenfalls einen Gegenwehr, da der Käufer identifizierbar ist. Sie ermöglichen einem ehrlichen Käufer ebenfalls eine Nutzung des E-Books auf dem achten Smartphone.

Auch ein Wasserzeichen kann keine professionellen Rechtsverletzer, wie
einen hiesigen Kommentator, aufhalten. Das habe ich im verlinkten Blogbeitrag ebenfalls geschrieben:
„Einen echten Schutz, dass ein Ebook nicht illegal im Internet verbreitet wird, gibt es leider nicht.“

Kommentar von Manuel Bonik:
Ich stimme Ihre Einschätzung zu. Auf technischer Ebene ist die Ahnungslosigkeit zum Teil erschreckend (oder erheiternd), was auch damit zu tun hat, dass das Thema in der Regel bei Justitiar oder der Justitiarin landet und die sich in meiner Erfahrung meistens extrem schwer tun mit technischen Dingen, Computern, Internet und so 'nem Zeug. Und dann gibt es wohl auch die Schöngeister, die „einfach nur schöne Bücher machen“ wollen und nicht sooo lange Germanistik studiert haben, um sich jetzt (auch) mit schmuddligen Piraterieseiten beschäftigen zu müssen. Die Kohle wird in der Regel noch mit Hardcover gemacht, und das scheint immer noch gut genug zu laufen, dass man E-Books macht, weil es gerade angesagt ist, aber sich nicht um die Konsequenzen kümmert. Dann gibt es allerlei Einflüsterer: Börsenverein, Anwälte, DRM-Apostel etc., die alle ihre Sonderinteressen haben, aber halt keine, die irgendwas gegen Piraterie bewirken etc. etc.
All das betrifft keineswegs nur 50+, sondern auch durchaus Jüngere, die „Digital Natives“, die oft genug in digitalen Dingen ausgesprochen naiv sind. Macht halt doch einen kleinen Unterschied, ob man seit Jahrzehnten an Rechnern herumgeschraubt hat oder ob man völlig aufgeschmissen ist, wenn Apple irgendwas nicht als App anbietet.

Kommentar von Manuel Bonik:
Wenn man Ihre Aussagen schon nach zwei Jahren nicht mehr zitieren darf, haben die offensichtlich eine enorm kurze Halbwertzeit. Wäre vielleicht dann besser, die gar nicht erst zu machen? Wir haben doch jetzt wirklich nicht in der schmutzigen Wäsche Ihrer wilden Jugend gewühlt.

Wir machen mit unserer Studie Gutenberg 3.0 seit über drei Jahren Aussagen zu diesem und jenem und lassen uns gelegentlich auch mal zu Prophezeiungen hinreißen. Wenn Sie da was von falsifizieren können, hätten wir nichts dagegen, sondern freuten uns darüber klüger zu werden. Allgemein kamen da bislang bemerkenswert wenige Versuche und kein einziger, den wir nicht widerlegen konnten.

Sorry, aber wir sind Jünger der wissenschaftlichen Methode und stehen auf Empirie. Und bezüglich Wasserzeichen haben wir eben eine empirische Beobachtung publiziert: Anzeichen, dass Wasserzeichen zu Enttarnung von Ebook-Uploadern geführt haben, konnten wir weder durch Aussagen von Anwälten (die sich auf diesem Gebiet auskennen könnten) noch durch Statements aus der „Szene“ in Foren nachweisen. Man beachte die zahlreichen Aussagen Betroffener in einschlägigen Foren zum Thema P2P-Abmahnung – zu Wasserzeichen gibt es da keine überlieferten Fälle. Gäbe es welche, wäre das Geschrei in den Foren doch riesig? Aus der Nicht-Existenz diesbezüglicher Informationen haben wir auch nur schliessen können, dass diese Fälle wohl selten sind, nicht, dass sie unmöglich sind. Ihre Kritik lief effektiv darauf hinaus, dass Sie derartige Fälle (mehr als einen?) kennen, aber diese aber aus wettbewerblichen Gründen nicht nennen wollen. Sehr überzeugend! So überzeugend wie die ewigen Anpreisungen der Wirksamkeit der Homöopathie durch Leute, die damit verdienen, aber sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, diese Wirksamkeit empirisch zu beweisen.

Nicht nur mit Wasserzeichen, sondern auch mit Hard DRM lassen sich Piraten identifizieren, sagen Sie? Das überrascht uns. Irgendein ein empirischer Beleg dafür?

Auch Ihre Argumentation bzgl. der „0815 Kopierer“ (die Ebooks für Geld erwerben und dann weiterverkaufen) ist auch überraschend. Auf Deutsch gefragt: Welcher Voll-Pfosten kauft denn selbst legal Ebooks mit eigenem Geld, um sie dann auf Ebay in Kopien (billigst) weiter zu verkaufen? O.K., in der menschlichen Spezies kann es auch solche Individuen geben, aber sind die wirklich repräsentativ?

Ach ja, indirekt unterstellen sie, dass normale Kunden (so interpretiere ich 0815) quasi „Gelegenheitspiraten“ sind, die nur durch DRM am illegalen Verbreiten gehindert werden. Glauben Sie das wirklich? Könnte es sein, nur mal so als Frage, dass sich solche Ebay-Verkäufer von Buchsammlungen, sich ihre Bücher mehrheitlich von illegalen Plattformen, frei von (whatever) DRM und Wasserzeichen, beschaffen, u. a. aus Kostengründen UND wegen der (nicht
vorhandenen) Nachweisbarkeit der „Herkunft“ der Bücher? Sie wissen schon, dass man auf L.G. aktuell ca. 50.000 belletristische Bücher auf Deutsch (und es sind nicht nur B-Bücher) ohne Kosten/Wasserzeichen besorgen kann? Es gibt natürlich noch andere Quellen L***.to, Eb**. To, avax etc. Wir gehen in unseren Annahmen davon aus, das illegale Ebook-Verbreiter nicht zu 100% technische Deppen sind. Ist das falsch?

Abschliessend bemerkt: Ja, auch uns ist im Laufe der Zeit nicht entgangen, dass es keinen 100%-Schutz gegen Piraterie gibt. Glauben sie ernsthaft, dass diese Aussage Irgendjemand überraschen kann?