Glosse im Mai, Monatsrückblick
„US Air Force F-117 Nighthawk“ von U.S. Air Force photo by Staff Sgt. DERRICK C. GOODE - US Air Force https://www.af.mil/. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:US_Air_Force_F-117_Nighthawk.jpg#/media/File:US_Air_Force_F-117_Nighthawk.jpg

Unter dem Radar – der satirische Monatsrückblick April 2015

Der satirische Monatsrückblick von Annika Kremer. Im April 2015 geht es um die Vorratsdatenspeicherung, Edward Snowden und Hausdurchsuchungen.

Im April war mal wieder so einiges los – aber was will man auch schon erwarten von einem Monat, der mit dem rituellen Erzählen von Unwahrheiten, dem Verarschen und Durch-den-Kakao-Ziehen, anfängt? Sagen wir es so: Der ganze Monat blieb sich nach diesem Start treu und ließ uns so manches Mal überlegen, ob wir das Konzept des Aprilscherzes womöglich irgendwie falsch verstanden haben. So richtig viel, das man ernst nehmen könnte oder wollte, ist in den letzten Wochen jedenfalls nicht passiert. Hier unser Monatsrückblick.

Monatsrückblick April: warum die „Blauen“ besser draußen bleiben!

Gleich zu Beginn des Monats erfuhren wir: Bei Hausdurchsuchungen haben nur die wenigsten Befragten positive Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Das ist an sich jetzt eher weniger überraschend, denn wenn man mit Leuten, die zu einem ins Haus kommen, positive Erfahrungen macht, heißt das normalerweise Spieleabend, DVD-Abend oder Party (oder womöglich auch etwas nicht Jugendfreies), nicht Durchsuchung. Das hättet ihr auch ohne Monatsrückblick gewusst.

Aber selbst innerhalb des eher begrenzten Erwartungshorizonts, der bei einem (im legendären Vortrag Udo Vetters treffend mit „Morgengrauen“ umschriebenen) Ereignis dieser Art vorhanden ist, schaffen es unsere Freunde und Helfer offenbar, noch zu enttäuschen. Unter anderem wird bemängelt, dass die Ermittler häufig mehr an Zufallsfunden (wie etwa Schwarzkopien, „exotischen Kräutern“ und Ähnlichem) interessiert zu sein scheinen, als am eigentlichen Gegenstand ihrer Durchsuchung.

Ihr kennt das: man geht in den Supermarkt, weil man dringend einen Liter Milch braucht, und kommt mit Schokoriegeln, Cola, Handyguthaben und der neuesten Musikzeitschrift nach hause, um festzustellen, dass man die Milch vergessen hat. So ähnlich geht es den armen Polizeibeamten offenbar mitunter auch. Für die Durchsuchten kann das zum Teil ziemlich unschön sein. Zudem, so wurde ebenfalls von Betroffenen kritisiert, hält sich die Polizei häufig nicht an Absprachen und hält Vereinbarungen nicht ein. Dass ausgerechnet die Gesetzeshüter anscheinend unehrlich und unzuverlässig sind, ist natürlich schon ironisch. Als nächstes haben wir einen Geheimdienst, der zum Wohle anderer Nationen die eigenen Bürger ausspioniert. Oder schieben jemanden mit einem Ego von der Größe des Firefox-Speicherverbrauchs, der den Behörden seit Jahren nur lange Nasen dreht, ab, weil er zu schnell fährt. Oder wir lassen die Verbrecher einfach alle laufen und sperren stattdessen diejenigen ein, die ihre Straftaten aufdecken. Ach, Moment…

Wenn der Snowden mit dem Snowboard…

Ebenfalls nur um einen Scherz handelte es sich bei der Meldung, Edward Snowden befinde sich im Weißen Haus. Ist wohl, realistisch betrachtet, auch besser so, aber trotzdem vermochte die Vorstellung zu amüsieren. Das Einzige, was ich an Snowdens Stelle dem US-Präsidenten zu sagen hätte, wäre aber wohl. „Deine Mudda hat die transparenteste Regierung aller Zeiten...“

Hurra zur VDS: Endlich dürfen wir wieder alle verdächtig sein!

Es gibt Dinge, die man genießt, die aber leider nur allzu endlich sind (Eisbecher, freie Wochenenden, das Gefühl, dass der Computer mal wie vorgesehen funktioniert). Und dann gibt es Dinge, die man niemals haben wollte, aber trotzdem einfach nicht los wird. Dazu gehören zum Beispiel lästige Ohrwürmer (übrigens, jede Zelle in meinem Körper ist glücklich…), Viren biologischer und digitaler Art und auch gewisse Gesetze. Schon länger zeichnete es sich ab, nun ist es so gut wie offiziell: die Vorratsdatenspeicherung kommt. Endlich dürfen wir wieder alle wieder verdächtig sein. Das bringt hoffentlich etwas Aufregung ins Leben aller, die, seit sie die 25 überschritten haben, Musik nur noch bei iTunes laden und auch sonst nichts Illegaleres tun, als nachts um drei bei rot über die Ampel zu gehen, und poliert das durch allzu braves Verhalten angekratzte Rebellen-Ego auf.

Monatsrückblick: Mafiapate oder Terrorist?

„Meine Regierung überwacht die ganze Zeit mein Internet und Telefon, weil sie glaubt, ich könnte ein Terrorist oder Mafiapate sein.“ Das klingt doch ganz cool, oder? Zumindest, bis man weiß, dass das auch für die Oma, die ehemalige Mathelehrerin und den netten Herrn Öztürk vom Dönerladen gilt. Warum unsere Regierung die alle überwacht? Leider geht es weniger um die Geheimrezepte für Omas Apfelkuchen und Herrn Öztürks scharfe Dönersauce.

Die Bundesregierung hofft auch nicht, durch beständiges Abhören der Mathelehrerin endlich die Integralrechnung zu begreifen (eine Hoffnung, die ich übrigens auch schon zu einer Zeit aufgegeben habe, als man noch mit Netscape online ging). Nein, die Politiker haben mal wieder nur das Eine im Kopf: Macht. Das einzige, was den meisten von ihnen wirklich etwas bedeutet, was sie sich gut fühlen lässt, was das ganze Leben bestimmt. Macht ist nämlich eine Droge, macht anfällige Menschen süchtig. Das wissen wir nicht erst seit dieser Glosse.

Beschaffungskriminalität?

Und wie bei jeder Droge gibt es halt auch bei Macht eine ganz handfeste Beschaffungskriminalität. Die hier unter anderem die Form von Überwachungsgesetzen annimmt. Wahrscheinlich wäre es harmloser, auch Leute wie Sigmar Gabriel und Thomas de Maizière würden nachts in Tankstellen einbrechen. Aber gut, so funktioniert die Welt nun einmal nicht. Stattdessen haben wir jetzt wieder diese ebenso nutzlose wie freiheitsfeindliche Farce eines Sicherheitsgesetzes an der metaphorischen Backe. Wahrscheinlich an der, die sich nicht im Gesicht befindet, denn das ganze Gesetz ist zweifellos gepflegt für den Allerwertesten. Hey, liebe Politiker: 2007 hat angerufen, es will seine dummen Ideen zurück!

Mit dieser kleinen Sendung des Schulfernsehens verabschiede ich mich von euch. Allerdings nur für diesen Monat, denn ab jetzt wird diese Form des Monatsrückblicks hier zur festen Institution. Ich bin zuversichtlich, dass mir die Absurditäten dafür nicht ausgehen werden. Zzählt das jetzt als der von manchen Freunden und Chefs geforderte Optimismus meinerseits?.

Wir lesen uns also nächsten Monat zu einer weiteren Glosse. Bis zum nächsten Monatsrückblick haltet die Ohren steif und lasst euch nicht durchsuchen – feiert lieber eine gescheite Party.

Tarnkappe.info