Raubkopierer, GdP
Raubkopierer, GdP

Raubkopierer: Nur 5% aller Durchsuchten verschlüsseln die Festplatten

Raubkopierer: Bei rund 95% aller Hausdurchsuchungen aufgrund von Urheberrechtsverletzungen finden die Beamten unverschlüsselte Computer vor.

Raubkopierer: Mehrere private wie behördliche Ermittler stimmen in ihrer Aussage überein, dass die wenigsten in der Warez-Szene aktiven Personen ihre Festplatten verschlüsseln. Der Anteil der umsichtigen Personen soll bei etwa 5 Prozent liegen. Bei 95% aller Durchsuchten finden die Beamten nicht verschlüsselte Computer vor, auf die sie problemlos zugreifen können.

Auf den ungesicherten beschlagnahmten Computern (und Smartphones) ist wegen der mangelnden Verschlüsselung der E-Mail-Verkehr der letzten Monate oder sogar Jahre nachvollziehbar. Rechnungen, Quittungen, Geschäftsbeziehungen, sämtliche Belege liegen auf den Festplatten ungeschützt herum. Zudem wurden bei Razzien häufig große externe Festplatten mit unzähligen Spielfilmen, TV-Serien oder anderen Schwarzkopien festgestellt.

Dies betrifft nicht nur aktive Powernutzer von Sharehostern, sondern auch Uploader und die Betreiber von illegalen Angeboten im Internet. Nicht einmal die Mitglieder der Release-Szene, die die Werke selber in Umlauf bringen, sichern ihre Daten ab. Natürlich freuen sich die Polizisten auch über Zufallsfunde wie Sky-Cardsharing, Cannabis, randvolle E-Book-Reader und vieles mehr.

Kommentar

Lars „Ghandy“ Sobiraj kommentiert: Als mir letzten Sommer ein privater Ermittler davon erzählte, wie selten die Festplatten von Schwarzkopierern verschlüsselt werden, konnte ich es nunächst nicht glauben. Die Aussage wurde aber zwischenzeitlich mehrfach bestätigt. Wenn überhaupt jemand einen Grund dafür haben könnte, seine Hardware gegen zu viel Offenheit abzusichern, dann diese Personengruppe. In der Warez-Szene herrscht ein gnadenloser Konkurrenzkampf. Wenn DDoS-Attacken, Hacks oder Ähnliches nicht fruchten, werden auch schon mal die Namen und Anschriften der Mitbewerber an GVU, proMedia & Co. verraten.

Als ich im Jahr 2006 bei gulli.com meine Tätigkeit als freiberuflicher Autor aufnahm, habe ich unverzüglich alle Festplatten verschlüsselt. Mir war klar, dass man sich mit kritischen Artikeln nicht sonderlich beliebt macht. Ich war zu keinem Zeitpunkt am Betrieb eines illegalen Internetprojekts beteiligt, dennoch hat sich an der Verschlüsselung meiner Hardware bis heute nichts geändert.

Raubkopierer: Auch keine E-Mail-Verschlüsselung

Ich hätte erwartet, dass die Mehrheit der in der Szene Aktiven zumindest ihre E-Mails verschlüsseln würde. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Natürlich kostet es viel Zeit, große Festplatten mit Truecrypt oder Veracrypt zu verschlüsseln. Auch die verschlüsselte Kommunikation per E-Mail ist nicht sonderlich bequem. Vor allem die Einrichtung ist noch immer kompliziert und nervenaufreibend. Dennoch ist diese Einstellung nicht zu verstehen. Ein bisschen Paranoia hat noch niemandem geschadet.

In Anbetracht dieser Erkenntnisse möchte ich lieber gar nicht wissen, wie schlecht die meisten illegalen Webprojekte technisch abgesichert sind. Wer seine eigene Sicherheit nicht schützt, dem wird folglich auch die Sicherheit Dritter egal sein. Gefährliches Halbwissen ist etwas, was einem in diesen Kreisen auf Schritt und Tritt begegnet. Nichts ist gefährlicher als nicht exakt zu wissen, was man da gerade tut. Das dachte sich wohl auch das FBI, weswegen der Nachfolger von The Pirate Bay wahrscheinlich von den Ermittlern selbst aufgesetzt wurde.

Doch egal ob Raubkopierer oder Rohrkrepierer – wer bei seiner eigenen Sicherheit so derart fahrlässig agiert, der sollte zumindest die Sicherheit seiner Nutzer im Auge haben, oder?

Interessant auch, welche Kommentare dieser Artikel hervorgerufen hat.

Bildquelle: Anja Osenberg (CC0)

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.