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Custom Search: neue Piratensuche für Urheberrechtsverletzungen?

Google erleichtert momentan mit dem neuen Feature "Custom Search“ die Suche nach Schwarzkopien. Dafür muss man Google noch nicht mal verlassen.

Der Suchmaschinenanbieter Google erleichtert momentan mit dem neuen Feature „Custom Search“ die Suche nach Schwarzkopien. Unter dem eigentlichen Suchergebnis wird manchmal eine zusätzliche Suche nach illegalen Inhalten angeboten. Die Filesharer müssen für ihre Recherche nicht mal Google verlassen.

Custom Search – ein Tool für Piraten?

Wer bei Google zum Beispiel den Begriff „filestube“ eingibt, dem zeigte man bis vor kurzem unter dem Suchergebnis ein extra Suchfenster. Darüber konnte man bei google.de nach den auf „filestube“ gelisteten und sehr wahrscheinlich illegalen Inhalten (Filme, Musik, Software etc.) suchen. Bei den meisten Bittorrent-Seiten hat Google das Suchfenster unter dem Ergebnis wieder entfernt. Offenbar schraubt die Suchmaschine gerade an ihrem neuen „Feature“.

Der Vorteil für Filesharer: Damit konnte man nach rechtsverletzenden Inhalten suchen, ohne die Suchmaschine verlassen zu müssen. Für Google ein perfektes Geschäft, weil es den Service und somit den Wert der Suchmaschine aufbessert. Momentan zeigt einem Google unter dem Ergebnis lediglich mehrere populäre Werke an, die man sich bei der Torrent-Suchmaschine filestube.to illegal besorgen könnte. Außerdem sorgt ein Klick auf den Link „24“ für den Überblick, welche Torrent-Dateien innerhalb der letzten 24 Stunden zur Filestube hinzugefügt wurden.

Die Hamburger Kanzlei Rasch Rechtsanwälte beschreibt das neue „Feature“ des Suchmaschinengigangen in einem Blogbeitrag. Sie haben dahinter eine clevere Taktik erkannt: „(…) einerseits profitiert Google davon, dass ein Internetnutzer länger den eigenen Dienst nutzt. Andererseits wird sich Google bei Beschwerden von Rechteinhabern nunmehr darauf zurückziehen können, dass es für die Ergebnisse und Links der Datensuchmaschine nicht verantwortlich sei, die durch die „Custom“ Suche angezeigt werden, da diese keine Inhalte von Google seien, sondern – wie auch eindeutig in dem Custom-Suchfenster angezeigt – Inhalte von „filestube“. Der Suchmaschinenriese wird somit argumentieren, dass er sich dadurch genügend von den Inhalten auf „filestube“ distanziert habe, und sich auf die neutrale Gatekeeperfunktion einer Internet-Suchmaschine zurückziehen, aber weiterhin von der Suche nach derartigen Inhalten als Suchmaschine profitieren.

Google kontra Rechteinhaber

Rechtsanwalt Michael Kim von der Kanzlei Rasch mutmaßt, es könnte durchaus passieren, dass sich Google weigern wird, die von Recheinhabern gemeldeten Links der Filestube aus ihren neuen Suchergebnissen zu entfernen. Sie sind ja nicht dafür verantwortlich, welche Werke die Torrent-Suchmaschinen speichern und ihren Besuchern vorhalten, damit sie leichter an die Warez gelangen.

Ohne Frage richtet sich dieses neue Feature eindeutig gegen alle Anbieter von bezahlten Inhalten. Es bleibt abzuwarten, ob und in welcher Form die neue Suche nach Schwarzkopien bestehen bleibt. Wenn Google daran festhält, werden sich manche Filmstudios oder Plattenlabels sicher juristisch dagegen wehren wollen. Die Richter haben dann (mal wieder) zu klären, in welchem Umfang die Störerhaftung greift. Auch deswegen, weil Google unmittelbar von den neuen Suchergebnissen profitieren wird.

Update:

Die Kanzlei Rasch legte gerade mit einem Update nach. Die „Custom“ Suche für bekannte Torrent-Webseiten wie „Piratebay“ oder „Isohunt“ wurde tatsächlich zwischenzeitlich deaktiviert. Bei Twitter und anderen legalen Anbietern funktioniert die zusätzliche Custom Search aber noch. Trotzdem wurde das Feature nicht bei allen Piraten-Suchmaschinen abgeschaltet. In Tests hat sich laut Rasch herausgestellt, dass die Suche noch immer bei einigen illegalen Anbietern funktionieren soll, die ihre Besucher auf Sharehoster weiterleiten. Wahrscheinlich hat man zunächst die Suchergebnisse der großen Anbieter mit entsprechend vielen Suchanfragen angepasst.

Update: Filestube.to ist offline.

Screenshot: Google Custom Search von TPB.
Screenshot: Google Custom Search von TPB.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.