Kommentar von Marinella C.van ten Haarlen:
@Lysander
Danke Lysander für Deinen doch
sehr aufschlussreichen Beitrag.
Ich habe in Afrika gelernt, dass man mit Würde auf seinen Gegner zugehen muss. Das will ich auch bei Dir versuchen.
Ich träume nicht, sonst würde ich mich mit Euch nicht auseinandersetzen. Es kann allenfalls mit Dir und Deinem wirklich toll gemachten Shop(!) ein Alptraum sein.
Ich bin auch keine „frustrierte Indie Autorin“, sonst würde ich Dir nicht in dieser Form antworten. Egozentrisch bin ich und auch cholerisch, das gebe ich zu.
Ich stimme Dir in vielen Punkten uneingeschränkt zu. Ja, teilen ist die Devise. Es
geht aus soziopolitischen Gründen auf diesem Planeten sonst nicht mehr weiter.
Das sehen die wenigsten Bewohner schon. Das zeichnet Dich aus. Das ist als
Kompliment gemeint.
Nur die Zeit der Piratenromantik ist vorbei. Das gilt für Dich wie auch für die Jungs, die Jamaika aufmischten.
Natürlich brauchen wir eine Evolution im Buchmarkt. Zweifellos, auch ist der derzeitige Stand des
Urheberrechtes überholt. Es muss dringend eine Änderung her, weil die
technischen Verfahren, um uns Autoren und Verleger vor Outlaws zu
schützen, bald mehr kosten als das Buch.
Du sprichst über 1820, über die nicht funktionierenden Verordnungen des Deutschen Staatenbundes 1837. Das war vor der Industrialisierung.(Nicolas-Joseph Cugnot musste mit seinem Dampfkesselwagen etwa 6 km/h in der Stunde fahren, weil die Menschen fürchteten, dass sich ihr Gesicht verzog, wenn der Holzkarren beschleunigte.) Und die Digitalisierung ist keine reine Revolution, sondern allenfalls ein Umbruch. Nennen wir es den „Digitalen Frühling“
Südafrikanische Verleger gaben
Autoren für die Fortsetzungsromane, die in ihren Zeitungen abgedruckt wurden,
noch bis weit in die 1950 er Jahre, eine
Flatrate. Ein Honorar von R200, gleich wie hoch die Auflage war. Damals wurden
Bücher in Zeitungen abgedruckt.
Teilen!
Jedoch nicht, wie Du das machst. Wo fragst Du, wie kann ich Euch
entlohnen? Euch, mit deren Gut ich Geld verdiene, gleich wie viel?
Ich teile, wo ich kann. Ich sehe Bildung als das wichtigste Element, um Kriege und Gewalt
zu verhindern. Das habe ich in 35 Jahren Afrika gelernt. Gerade, weil ich, wenn auch Du mich wegen der vielen Orte, an dem die Bücher erschienen, lächerlich machst. Ich habe in Lateinamerika, als
ich z.B. mit bajalibros einen Vertrag schloss, eine den Ländern angepasste Preisstruktur verlangt. Da liegen wir nicht auseinander.
Kein z.B. Andenbauer kann sich, in dieser vom Kapitalismus beschissenen Welt, ein
Buch auf sein Handy laden, wenn das Buch mehr kostet, als das gebrauchte Handy mit dem er es lädt- um nicht mit der Preisbindung (ich finde diese zum Kotzen:= Petition in Sachen lul.to) zu kollidieren, gab ich die Bücher unter verschiedenen Erscheinungsorten heraus. (So viel Intelligenz traue ich Dir allemal zu, dass Du meinen Grund verstehst.) Weil ich allerdings keine Lust
hatte, 30 verschiedene E- Pubs zu fertigen, für den und den Großhändler, habe ich eines gefertigt, daraus hast Du Spott produziert.
Im Grunde, weil ich versuchte, dem gerecht zu werden, was Du aus scheinbar edlen Motiven verlangst, ziehst Duüber mich her. Du bestrafst u.a. damit den Andenbauer oder Leute, die wirklich kaum etwas haben. Glaube mir, ich habe Armut gesehen, sonst würde ich über solche Selbstverständlichkeiten nicht nachdenken.
Teilen!
Was Du nicht tust. Du teilst weder Geld mit mir, das ich zweifellos verdiene, wenn Du meine Werke anbietest, noch die Information, dass Du sie überhaupt anbietest. Du nimmst Dir einfach das, was Du willst.
Wir haben Vertragsfreiheit, vielleicht will ich keine Geschäfte mit Dir oder
in Deinem nett gemachten Shop machen. Weil Du aber ein Mensch bist, dem durchaus
zutraue, in pseudosozialistischer Revoltenmanier, das Recht in die eigene
Hand zu nehmen, wenn er etwas durchsetzen will, wirst Du als Kakerlake
tituliert. (Was ich auch nicht mag. (Klassenkampfsprache) Ich stimme Dir auch zu, dass
Kakerlaken keine Schmarotzer sind!")
Was mich abseits allem, auch Deinem durchaus richtigem Vortrag mit dem "Statue of Anne“, 8das war 1720 etwa) dem v(üb)erkommenen Urheberrecht, stört: Der Sozialismus ist daran gescheitert, dass einige meinten, den Sozialismus für Staatsverbrechen zu verwenden. Sie haben die Theorien von Marx und Engels missbraucht, dem Volk gegenüber missinterpretiert, um eine Machtposition zu gewinnen,
die sie nicht halten konnten. Weil das Volk mit den Füßen abstimmte. Schon Erich Honecker verglich 1979, anlässlich eines Besuches bei Samora Moisés Machel, Mosambik, den Sozialismus mit einer edlen Art Piraterie gegen den bösen Kapitalismus. Das rechtfertigte alles, was das Bild, (auch derer aus der Karibik zuvor), der Piraten noch heute verklärt. Jahrzehntelanger Krieg, ungezählte Opfer inklusive. Den will ich sicherlich nicht mit Dir, aber Du hast ihn mir erklärt, den Krieg, weil Du mir die Existenz
nehmen willst, um Deine Überlegungen zu rechtfertigen. Nicht nur mir, sondern auch anderen, die mit Dir die Auseinandersetzung scheuen.
Was Du betreibst, ist nicht anders als Krieg. Ein Wirtschaftskrieg, den Du führst, weil Du
keinerlei Rücksicht auf die Existenzen von vielen anderen Menschen nimmst.
Das, was Du willst, ist „DDR light“ oder vergleichbar die korrupte Strategie von José
Eduardo dos Santos in Angola, Du nimmst Dir einfach, was Du willst. Ich finde
derzeit kein besseres Beispiel als dos Santos- ich bitte mir diesen Umstand
nachzusehen.
Was ist aus all den Träumen geworden, die der Sozialismus uns verhieß? Nix.
Du erinnerst an José Eduardo dos Santos, der nahm sich erst einmal alles von allen
Seiten, er versprach Gerechtigkeit und Teilhabe, was gerade in Afrika so
wichtig und richtig ist. Nun sind all seine Ideen gescheitert und ich glaube, in
der Schweiz oder in Österreich laufen Verfahren gegen ihn wegen Korruption. Was Du und er betreiben ist eine Art Neopatrimonialismus, er politisch und Du in
Kulturfragen. Beide seid Ihr Despoten. Bei ihm hungert das Volk, bei Dir
sollen die Verlage und die Autoren darben. Damit versuchst Du, eine Rechtfertigung zu finden,
für die Illegalität, auch das kann ich nachvollziehen. Ist menschlich. Das, was mir die
meisten hier absprachen.
Du legst die Preise fest, sozialistisch, gebe ich zu.
Lysander, es geht auch nicht um ein Buch als Download, sondern um den Fakt, dass Du die Bücher überhaupt anbietest.
Irgendeiner der zahllosen Geister der letzten Tage schrieb, dass eine große Vertriebsplattform hinter Dir hängt, die die Buchpreise in Europa zum Einbrechen bringen will. Das will ich nicht glauben,
weil ich nicht denke, dass Du Dich zum Werkzeug Dritter machen würdest, wenn Du
schon einmal auf dem Revolutionstrip bist.
Ich will Dich natürlich nicht bremsen, Deine Vorstellungen von einer gerechten Welt zu vertreten. Die ist ungerechter, als die, die wir jetzt haben, weil jeder bezahlt werden sollte, für die
Leistung, die er oder sie erbringt.
Ich reagierte mit der Justiz, weil mir alles andere zuwider ist. Ich habe eine Belohnung auf Eure Ergreifung ausgesetzt, das ist richtig, niemand arbeitet umsonst, auch die IT Leute nicht.
Auch die Autoren nicht. Ich habe eine Petition gestellt, weil ich auch mit der
Politik rechne, wenn es um Kultur geht.
Andererseits sprichst Du von schlauen Theoretikern, die aber in der Praxis keine Erfahrung besitzen, klingt wieder nach dem gescheiterten Geschäftsmodell des Sozialismus. Im Sozialismus wuchsen die Kartoffeln auch schneller, weil sie angeblich „glücklich“ waren.
Ich werde mit einer Autorenflatrate reagieren, das heißt, ich biete alle meine Werke für einen Preis an,
der zeitlich nicht begrenzt ist, sondern einmal zu entrichten ist und dann
nicht mehr. So kann man über einen neuen Shop, Euch Einhalt gebieten und
gleichsam die Veröffentlichungen verkaufen. Ich werde zudem Werbung in die
Bücher übernehmen müssen, weil ich Dich, was mich und meinen Verlag betrifft, preislich uninteressant machen will.
Ich will, dass sich Dein Sozialismus nicht lohnt.
Ich kann auch mit der Flatrate leben, weil ich die Bücher in verschiedene Sprache übersetzt habe und eben auch im Ausland anbieten kann.
Alleine, um die Hydra zu umgehen und etwas zu bringen, dass die Autoren sichert. Jeder kann es mir nachmachen. Dann breche ich eben in die ungewisse Zukunft auf.
Du hast mir viele Dinge vorgeworfen und über mich hergezogen, dass mich Menschen bedroht, beleidigt und verleumdet haben, die von Deinem System profitieren, gleich, ob Du es als
Revolution verklärst oder einfach nur die bekannte sozialistische Art ist, dass
einer absahnt und die anderen in die Röhre gucken.
Ich ersuche Dich, den Krieg zu einem Waffenstillstand zu bringen, mach mir Vorschläge
In diesem Sinn
Marinella