Kommentar von Ulf J. Froitzheim:
Hallo? Was sind denn Sie für ein Trolltrio? (Wer bin ich, und wenn ja, wieviele?) Natürlich wollen die Betreiber von Piratenseiten PR, sonst verkaufen sie ja keine Werbung. (Was fehlt, sind Haftungsansprüche gegen die Werbetreibenden. Ohne dieses kriminelle Geschäftsmodell hörte die Piraterie ganz von allein auf.)
Also, Sie Schizowesen, jetzt passen Sie mal auf:
Ein Buch ist von Haus aus ein analoges Produkt.
Nun gibt es Leute, die ein Buch gerne in digitaler Form hätten, und es ist schön, dass so etwas heute geht.
In solche Angebote zu investieren, lohnt sich für einen Verlag wann?
Wenn er dabei Geld verdienen kann und nicht draufzahlt. Es ist ja auch nicht wie in der Musik, wo die Industrie eine Digitalisierung gar nicht hätte verhindern können, selbst wenn sie bei Vinyl geblieben wäre. (Eine Schallplatte muss man einmal umdrehen, ein Buch 150mal umblättern.) Selbst Filme kopiert man müheloser als Bücher.
Bedeutet der Einstieg in den E-Book-Markt für den Verleger, dass er sich dabei ins eigene Fleisch schneidet, ist es eine dumme Idee, E-Books anzubieten.
Wer also als Leser Wert darauf legt, dass es auch künftig noch E-Books gibt, sollte nicht so blöd sein, bei den Verlegern für den Lerneffekt zu sorgen, dass es eine Schnapsidee ist, E-Books anzubieten.
Niemand ist ja daran gehindert, ein Buch fast gratis zu lesen (so teuer ist der Mitgliedsausweis der Stadtbücherei ja nicht). Nur muss er dann eben warten, bis das gedruckte Buch vom Vorleiher zurückkommt. Will er aber den Fortschritt, will er also den Nutzen eines E-Books, dann muss er verdammt noch mal dafür etwas bezahlen. There’s no such thing as a free lunch. Kapiert es endlich! Das Thema kann nicht sein, ob es etwas kostet, sondern nur wieviel.
Eine ideologische Rhetorik à la „benutzerfeindlich“ ist anmaßend, impertinent, egoistisch – und schlichter Unfug. Würde ich mich so ausdrücken, könnte ich Ihren drei Teilpersönlichkeiten um die Ohren hauen, sie seien „autorenfeindlich“, „verlegerfeindlich“, „lektorenfeindlich“, „übersetzerfeindlich“, „setzerfeindlich“, „druckerfeindlich“, „covergestalterfeindliche“, „buchbinderfeindlich“ und „buchhändlerfeindlich“. Das ist keine Diskussionsgrundlage, oder?
Dann sparen Sie sich Ihre billigen Klassenkampfparolen!
Merke: Der Kunde ist zwar König. Aber der Leser, der kein Kunde sein will (Kunde ist, wer bezahlt), kann ebensowenig erwarten, wie ein König behandelt zu werden, wie ein Zechpreller, der sich einbildet, dass der Kellner ihm noch in den Mantel hilft, oder der Schwarzfahrer, der darauf wartet, dass der Schaffner ihm den Koffer aus dem Zug trägt.
Das Gerede vom Markt kann ich auch nicht mehr hören. Markt heißt nicht, dass man sich etwas nimmt, sondern dass man entweder sagt, „nehm ich, weil’s den Preis wert ist“, oder „nehm ich nicht, weil’s mir zu teuer ist“. Sagen alle „ist mir zu teuer“, sinkt der Preis. Klauen sich’s aber zu viele, denen es zu teuer ist, steigt der Preis, weil die Kosten auf die Ehrlichen umgelegt werden. Es ist genau wie beim Versicherungsbetrug, der ja ein Betrug an den Mitversicherten ist und die Prämien hochtreibt. Die Ehrlichen sind letztlich die Dummen.
DRM ist außerdem nicht gleich DRM. Es ist ein Unterschied, ob ein Kopierschutz drauf ist oder ob Amazon Bücher fernlöscht, weil sie eine widerrufliche und keine zeitlich unbeschränkte Lizenz verkaufen. Ich wäre zum Beispiel für eine übertragbare Lizenz, die technisch so ausgestaltet ist, dass das Ebook auf mehreren Datenträgern installiert sein kann, aber nicht auf zwei Geräten gleichzeitig lesbar ist. Fünf oder zehn Prozent der Buchseiten nach Wahl des Lesers sollten aber kopiert werden dürfen; das Recht auf Privatkopie darf sich nicht auf gedruckte Bücher berschränken. Es sollte sogar ein anonymes Verfahren sein – als Autor brauche ich nicht zu wissen, wer mich liest. DRM pauschal zu verteufeln, ist aber Quatsch. Ein (sozialverträgliches, datenschutzkonformes) DRM ist der Preis für die Vorzüge der Digitalisierung.
Wenn die Herren Buchpiraten das nicht akzeptieren? Dann soll es von mir aus Bücher so lange wieder nur aus Papier geben, bis sie es leid sind, hunderte Seiten auf den Scanner zu legen.