Ermittlungsverfahren
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Bildquelle: Hans

Drei Ermittlungsverfahren gegen Tarnkappe.info

Im Moment laufen drei offene Ermittlungsverfahren gegen die Betreiber von Tarnkappe.info. Wann findet die nächste Durchsuchung statt?

Im Zuge der Abholung der beschlagnahmten Beweismittel war die Sprache von drei offenen Ermittlungsverfahren, die derzeit gegen Tarnkappe.info laufen. Man darf gespannt sein, wann die nächste Durchsuchung der privaten Räumlichkeiten stattfinden wird.

Wir (die Betreiber von Tarnkappe.info) haben kürzlich das vor einigen Monaten beschlagnahmte MacBook Pro und den Mac mini bei der Kreispolizeibehörde im Zentrum von Bergisch Gladbach abgeholt. Derzeit warten wir noch auf die Rückgabe des ebenfalls beschlagnahmten Smartphones. Bei der Durchsuchung gingen die drei Polizisten ernsthaft davon aus, hier in der Wohnung stapelweise Rohlinge, externe Festplatten und Laserdrucker für die Erstellung von Imitaten anzutreffen. Nichts davon war oder ist hier im Haushalt vorhanden. Den genauen Zusammenhang und Zeitpunkt der Hausdurchsuchung halte ich auf Anraten meines Rechtsanwalts bis zum Ende des Verfahrens geheim. Auch konnten bei der 90-minütigen Durchsuchung und Beschlagnahmung keine Schwarzkopien, kein illegales Sky-Cardsharing, keine gebrannten Konsolenspiele, Cannabis oder sonstige bewusstseinsverändernde Stoffe mitgenommen werden, weil es diese hier schlichtweg nicht gibt.

Bürgerrecht auf Verschlüsselung

Als ich im Juni 2006 meinen ersten Artikel für gulli.com schrieb, habe ich sofort dafür gesorgt, dass ich aufgrund von Zufallsfunden keinen Ärger bekommen kann. Außerdem sind seitdem die Festplatten aller Geräte verschlüsselt. Auch wenn ich an der Identität meiner Kontakte kein Interesse habe, kann ich meine und deren Privatsphäre ansonsten nicht schützen. Ich müsste verrückt sein, in meinen vier Wänden Urheberrechtsverletzungen zu begehen. Sowohl die GVU, die Behörden als auch mehrere privatwirtschaftliche Piratenjäger kennen mich seit 9 Jahren namentlich. Man ist sich schon häufiger auf verschiedenen Urheberrechts-Konferenzen begegnet.

Verlage vermuten multiple Persönlichkeitsstörung

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Bei der Kontaktaufnahme fragte mich einer der Mitarbeiter der Kreispolizeibehörde Bergisch Gladbach aus Versehen am Telefon, aus welchem der drei Verfahren die beschlagnahmten Beweismittel stammen würden. Offenbar sind dort weitere Strafanzeigen gegen mich eingegangen, weil ich langfristig unter der URL lars-sobiraj.de über Urheberrechtsverletzungen Dritter berichtet habe. Aus dem Dunstkreis der Verlage weiß ich, dass man mir sogar zugetraut hat, ich könnte möglicherweise über eine gespaltene Persönlichkeit verfügen. Damit wollte man sich in Verlagskreisen erklären, warum manche Artikel als Lars Sobiraj und andere unter dem Pseudonym Spiegelbest oder Watchdog (früher war dies der „Sprecher“ von Torboox) veröffentlicht wurden. Zumindest muss man manchen Münchner Kanzleien und Entscheidungsträgern bei den Verlagen zugestehen, dass sie über recht viel Fantasie verfügen.

Ermittlungsverfahren wegen LUL.to

Der E-Book-Pirat Spiegelbest hat sich hier seit Mitte Dezember 2014 nicht mehr gemeldet. Von einer Kontaktaufnahme zu einem späteren Zeitpunkt ist ebenfalls nicht auszugehen. Ich halte es für sicher, dass diese Person im Gegensatz zu einigen Hausfrauen bis heute nicht identifiziert werden konnte. Doch Ärger gab es auch wegen anderen illegalen Anbietern. Bereits im Mai 2014 wurde von einem Ehepaar aus dem Kreis Münster eine Strafanzeige gegen mich gestellt. Das Ehepaar ging ernsthaft davon aus, ich könnte für den Betrieb von LUL.to verantwortlich sein. Das bringt mich erneut zu der Fragestellung, ob die Verleger meine Artikel wirklich aufmerksam lesen.

Please face the facts: Es ist nicht verboten, über illegale Anbieter zu berichten. Ist zudem nicht strafbar, mit Internet-Piraten oder Hackern einen intensiven Kontakt zu pflegen. Und last, but not least kann das nicht automatisch bedeuten, dass man eine illegale Webseite betreibt, nur weil man über eine schreibt.

Polizei Schwarzkopierer ErmittlungsverfahrenDieser Logik wird auch der letzte Staatsanwalt oder Richter folgen können, egal wie viele Strafanzeigen in den nächsten Monaten bei der Polizei in Bergisch Gladbach eingehen. Wir lassen uns unsere Berichterstattung auch in Zukunft nicht verbieten. Wir lehnen es kategorisch ab, dieses Projekt ins Ausland zu verlagern. Egal, wie viele Ermittlungsverfahren kommen und gehen werden…

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.