Deutsche Post
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Deutsche Post – für personalisierte Werbung Gesichtserkennung

Als Pilotprojekt führt die Deutsche Post bald in München Displays mit Gesichtserkennung ein, um personalisierte Werbung zu schalten.

Als Pilotprojekt führt die Deutsche Post bald in München Displays mit Gesichtserkennung ein, um personalisierte Werbung zu schalten. Der Kunde bleibt im Unklaren darüber, wo und wann aufgezeichnet wird. In Berlin und Köln läuft der Versuch schon, berichtet die Münchener Abendzeitung.

Deutsche Post startet Pilotprojekt für personalisierte Werbung mittels Gesichtserkennung

Was bereits Facebbook oder Google im Internet längst eingeführt haben, nämlich personalisierte Werbung, soll sich nun auch für analoge Bereiche, wie die Deutsche Post, bald etablieren. So ist es geplant, Partnershops, die nebenbei einen Postschalter betreiben, künftig mit einem Infodisplay mit Gesichtserkennung auszustatten. Die Gesichtserkennungssoftware erfasst das Alter und das Geschlecht von Personen. Dementsprechend soll dem Kunden vor dem Display neben einem Infotainment-Programm, wie Inhalte zum Wetter, Nachrichten und Produktinformationen, die über das Portfolio der Post hinausgehen, auch gezielte, personalisierte Werbung ausgespielt werden.

In einigen Münchner Filialen startet die Deutsche Post einen Test mit Gesichtserkennung, die Technik soll vorerst in 25 Partnerfilialen mit Postschalter zum Einsatz kommen. Sobald sich der Kunde dem Schalter und damit auch dem Infotainment-Bildschirm nähert, bestimmt die Software via Bilderkennung sowohl das Alter als auch das Geschlecht der Kunden. Anhand dieser gewonnenen Metadaten wird dann entsprechende Werbung auf den Infotainment-Bildschirmen geschaltet. Bei der eingesetzten Software handelt es sich um sogenannte „adpack“-Technik eines Berliner Marketing Start-ups, des Unternehmens Indoor Advertising (IDA). Bilder oder Bewegtbilder speichert man dabei jedoch nicht. Man filme also nicht „im eigentlichen Sinne“. Bei dem Projekt handele es sich um einen „Akzeptanztest“. Die Deutsche Post möchte herausfinden, inwiefern mit einer solchen Mischung aus Information, Unterhaltung und zielgruppenspezifischen Werbeinhalten die Zufriedenheit der Kunden mit den Partnerfilialen weiter erhöht werden kann.

Derzeit laufen Tests in 40 Partnergeschäften mit Postschalter in Berlin und Köln. Eine Ausweitung auf weitere 60 Shops in Hamburg und München sind derzeit noch in Planung. Über den Einsatz der Gesichtserkennungssoftware informiert man die Kunden nicht. Die Deutsche Post will auch keine Auskunft darüber geben, in welchen Filialen die Technologie eingesetzt wird.

Kritik von den Grünen

Kritik an diesem Projekt äußert die datenschutzpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Verena Osgyan: „Die Post bewegt sich hier mindestens im datenschutzrechtlichen Graubereich. Ich fände es angebracht, wenn das Unternehmen seine Kunden in den Einsatzbereichen proaktiv über diese Maßnahme informieren würde. Dass die Post dies nicht freiwillig tut, lässt Schlimmeres befürchten – denn letztlich bietet die eingesetzte Software sicher noch mehr Möglichkeiten, als nur zielgruppengenaue Werbeansprachen.“

Deutsche Post Sprecher Dieter Nawrath wendet daraufhin ein. „Kunden werden zu keinem Zeitpunkt im eigentlichen Sinne ‘gefilmt’, da die eingesetzte Technologie keine Bilder oder Bewegtbilder speichert. Die Technologie kann keine personenbezogenen Daten erheben. Sie erfasst lediglich anonyme Metadaten. Deshalb besteht keine Notwendigkeit und keine rechtliche Erfordernis, die Kunden in der Testphase gesondert darüber zu informieren.“ Dennoch hat der Konzern Zugriff auf die Daten und kann nach Alter und Geschlecht auswerten, wer wann in welcher Filiale wie lange auf den Bildschirm geschaut hat.

IDA, das Berliner Partner-Unternehmen der Deutschen Post, will eigenen Angaben nach ein ganzes Werbenetzwerk mit solchen Gesichtserkennungs-Displays aufbauen. Werbetreibende sollen dabei, ähnlich wie bei Online-Werbung, ihre Schaltungen automatisiert nach Zielgruppen buchen können („programmatic buying“).

Fazit

Der Trend setzt sich also fort in Richtung intelligenter Vermarktungssysteme. Nach Schaltung einer individuellen Werbestrategie im Internet ermöglicht die Technik nunmehr auch den Einsatz in den Einkaufsstraßen und Geschäften. Der Vorstoß der Deutschen Post wird daher nicht der letzte sein, andere Unternehmen werden schon bald folgen…

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.