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Piraten können sich nicht beklauen: Gespräch mit Ibooks.to

Wir haben ein Interview mit den Machern des illegalen E-Book Blogs Ibooks.to durchgeführt. Dieser Blog ging im Dezember 2017 an den Start.

Im Dezember 2017 ging mit Ibooks.to ein neuer deutschsprachiger E-Book Blog an den Start. Zwar sieht die Seite ein wenig wie Lesen.to aus. Im Gegensatz dazu werden dort aber zuvor unveröffentlichte Werke illegal in Umlauf gebracht. Außerdem sind seit neuestem auch Download-Links für Magazine, Zeitschriften und Comics verfügbar. Dank Eurer Fragen haben wir das Team kürzlich ausführlich zu ihrem Projekt befragt.

Ibooks.to im Interview

Nach dem Bust von Lauschen & Lesen (LuL.to) im Sommer des Vorjahres gab es im Untergrund längerfristig keine neuen E-Books mehr. Außer LuL hatte schlichtweg niemand das Risiko und die Arbeit auf sich genommen, die Werke zu besorgen, um anschließend die Wasserzeichen zu entfernen. Egal wo man hinsah, Usenet, P2P-Indexer oder Warez-Foren: überall waren nur die Werke verfügbar, die zu LuL-Zeiten „befreit“ wurden. Im Dezember 2017 änderte sich dies schlagartig. Doch statt sich über die neuen Werke und den neuen Mitbewerber zu freuen, hagelte es DDoS-Angriffe. Zudem wurde von einigen Szenemitgliedern anhaltend behauptet, die Leute von Ibooks würden angeblich gar keine neuen Bücher in Umlauf bringen. Wir haben uns vor kurzem selbst einmal mit den Machern dieses Projekts unterhalten.

Tarnkappe.info: Mich persönlich würde interessieren, wie groß Euer Team in etwa ist und welche Aufgabenbereiche es gibt.

Ibooks.to: Wir sind ein Team von acht bis zehn Personen, bestehend aus mehr oder minder Aktiven. Es gibt Techniker mit verschiedenen Schwerpunkten, einen Designer, Admins und natürlich Uploader.

Wir stellen nicht auf E-Magazine um

Tarnkappe.info: Warum gibt es in letzter Zeit keine E-Books mehr, dafür aber vermehrt Magazine? Stellt Ihr eher auf Magazine um?

Ibooks.to: Nein und wir wissen auch nicht, wie dieser Eindruck entstanden ist. Wir halten das Verhältnis für recht ausgeglichen. Selbstverständlich gibt es Wochen, in denen mehr Magazine kommen, sicher auch Wochen, in denen es mehr Comics gibt und manchmal sind es auch die E-Books, die vermehrt eingestellt werden. Das liegt dann oft einfach daran, wieviel Zeit die einzelnen Uploader aktuell haben oder wie gut sie momentan mit Nachschub versorgt sind.

Tarnkappe.info: Welcher Hoster wird von euch favorisiert?

Ibooks.to: Definitiv RapidGator. Dafür spricht eine lange Vorhaltezeit und eine einfache und schlichte Handhabung für alle Beteiligten. Da sprechen wir aber wirklich nur für uns im Team. Manche Up- und Downloader sehen das sicher anders.

Kein Forum geplant! Den Einstieg erleichtern, alle Hürden vermeiden.

Tarnkappe.info: Ja, bestimmt sogar. Ist denn ein Forum geplant? Wenn nein, warum habt Ihr die Blog-Variante gewählt?

Ibooks.to: Wir wollen möglichst viele Downloader erreichen, da wäre die Registrierung in einem Forum schon die erste Hürde. Ein Blog ist zudem viel übersichtlicher, einfach schöner für das Auge, so empfinden wir das zumindest.

Tarnkappe.info: Werden zukünftig auch Sammelpakete, also mit allen Büchern eines bestimmten Zeitraums, angeboten?

Ibooks.to: Das wird definitiv noch kommen, denkbar sind Pakete nach Genre und nach Zeitraum. Wir gehen unsere Ziele peu á peu an. Zunächst steht für uns im Fokus, ein ordentliches E-Book-Sortiment einzelner E-Book Downloads aufzubauen und dieses auch online zu halten. Zusätzlich bieten unsere Uploader bereits Autoren-Pakete an.

Thema Bustgefahr: „Wir sehen hier kein besonders großes Risiko.“

Tarnkappe.info: Wieso wollt Ihr das Risiko überhaupt eingehen, eine solche Seite zu betreiben? Was motiviert Euch dazu?

Ibooks.to: Wir sind szenetechnisch versiert, wir sehen hier kein besonders großes Risiko. Die Motivation ist für uns die Lücke, die über die Jahre im Markt entstanden ist. Neue E-Books sind bei den großen Seiten eine Fehlanzeige. Dafür gibt es nun uns. Auch wenn uns das keiner glauben will (die Betonung liegt hier auf WILL), wir wollen neue E-Ebooks und Magazine & Comics möglichst jedem zugänglich machen, der nicht das nötige Kleingeld dafür hat.

Tarnkappe.info: Habt Ihr nach dem Bust von LuL.to keine Angst?

Ibooks.to: LuL.to hat E-Books direkt verkauft, was für uns moralisch nicht tragbar ist. Man hat ein völlig anderes Konzept vertreten. Durch dieses Modell ist man dort auch völlig andere Risiken eingegangen. Wer, wie wir, etwaige Einnahmen nicht für sich privat verwendet, trägt auch nicht das Risiko eines Busts, gesetzt den Fall, dass alle anderen Regeln der Sicherheit eingehalten werden.

Warez zu verkaufen ist nicht tragbar!

skull, ibooks.to

Tarnkappe.info: Gut, an den bestehenden Urheberrechtsverletzungen ändert das natürlich nichts, lediglich am möglichen Strafmaß. Was haltet Ihr vom Konzept von Torboox?

Dort konnte man erst einige Monate alles umsonst downloaden und später pro Monat 3.33 Euro bezahlen. Ist eine solche illegale Flatrate nicht besser? Sollte man die Werke alternativ pro E-Book anbieten, bzw. bezahlen lassen, wie es LuL tat?

Torboox war nicht besser als LuL.to

Ibooks.to: Das sehen wir ganz genauso wie im Fall von LuL.to.

Tarnkappe.info: Ich habe das Gefühl, dass ein ehemaliges Mitglied von Lesen.to maßgeblich bei Euch aktiv ist. Kann man da mal nachfassen?

Ibooks.to: Das ist nach unserem Wissen nicht der Fall, hierzu müsstest du konkreter werden. Wir konnten naturgemäss natürlich nicht für jeden einzelnen Uploader einen Background-Scan vornehmen, wo und wie er bereits tätig war.

Tarnkappe.info: Warum orientiert Ihr Euch beim Aussehen Eures Blogs so sehr an Lesen.to? Wäre es nicht besser, diesbezüglich eine klare Trennung zu realisieren?

ibooks.to, Logo

Ibooks.to: Diese Frage verstehen wir nicht ganz. Die einzige Gemeinsamkeit liegt darin, dass beide Seiten nach dem Blog-Prinzip agieren, wobei wir alternativ noch die Gallery-Ansicht mit kleinen Vorschaubildern der Covers ohne Schnick-Schnack anbieten, die auch sehr gut angenommen wird. Ansonsten könnte man ja sagen, die Tarnkappe orientiert sich ebenfalls an Lesen.to, denn auch diese Seite ist ein Blog.

Wer Werbung schaltet, geht als Betreiber unnötige Risiken ein.

Tarnkappe.info: Nur das bei uns keine Spiegel Bestseller-Archive u.v.m. zum Download angeboten werden. Bezüglich des Aussehens ist die Ähnlichkeit zwischen Ibooks.to und Lesen.to dennoch unverkennbar. Aber mal was anderes: Werdet Ihr auch von der nervigen Autorin aus dem Ostfriesland belästigt?

Ibooks.to: Wir haben keinerlei Kontakt zu Autoren, uns erschließt sich auch nicht wozu.

„Man sollte die Dinge eher sportlich sehen“

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Tarnkappe.info: Was haltet Ihr von solchen Aktionen, die Festnetz- bzw. Handynummer von Krimiautoren zu veröffentlichen, um sie zu ärgern, wie es Lesen.to getan hat?

Ibooks.to: Man sollte die Dinge eher sportlich sehen und nehmen. Uns steht es nicht zu, Aktionen von anderen Seiten zu bewerten ohne überhaupt irgendwelche Hintergründe zu kennen, aber grundlegend halten wir rein gar nichts von solchen Aktionen.

„Uploader mit Gewinnabsicht werden bei uns nicht geduldet.“

Tarnkappe.info: Ihr habt auf jegliche Werbung verzichtet, warum eigentlich?

Ibooks.to: Zunächst mal stimmt das nicht zu 100% – denn wir nutzen einen Download-Button mit Werbung für einen alternativen Sharehoster. Dieser hat bisher nicht annähernd die Serverkosten gedeckt, was auch nicht weiter schlimm ist. Alle anderen Werbemittel und daraus resultierende Einnahmen wären nur potentielle Fallstricke im Bezug auf unsere Sicherheit. Außerdem haben wir keinerlei Interesse irgendwelche Einnahmen privat zu verwenden.

Wer das tut, setzt sich auch einer deutlich größeren Gefahr aus. Jeder in unserem Team ist in Lohn und Brot, Bewerber für das Team oder als Uploader mit Gewinnabsicht werden bei uns nicht geduldet. Wie schon erwähnt, möchten wir eine entstandene Lücke in der Szene schließen, das Ganze dient als Hobby und der Liebe zur Szene. Wir wollen aktuelle Bücher für wirklich jeden zugänglich machen, in erster Linie für die Hartz 4 Empfänger, Niedriglöhner und von Altersarmut betroffenen Rentner! Das klingt reichlich sozialistisch, ist aber in Wahrheit einfach nur menschlich.

Eine offizielle E-Book-Flatrate würde die Szene austrocknen.

Tarnkappe.info: Was müssten die Verlage tun, um von Euch nicht mehr beklaut zu werden?

Ibooks.to: Das liegt ganz in der Hand der Verlage, hierüber kann man Stunden lang diskutieren. Eine echte, funktionierende und bezahlbare Flatrate wäre rein wirtschaftlich möglich, wer sie umsetzt trocknet damit die Szene aus. Beispiel siehe Musikindustrie, mit der Erschaffung von Streaming-Diensten. Dazu gehört Mut oder der Druck durch die elementare Bedrohung der Branche. Beides fehlt momentan noch. Den Verlagen geht es bestens, vielen Autoren leider nicht. Das ist aber nicht unser Fehler. Vielleicht wird der Tag kommen, an dem es uns nicht mehr braucht und unsere Mission erfüllt ist.

Tarnkappe.info: Nehmt Ihr Buchspenden an?

Ibooks.to: Nein, aus Sicherheitsgründen nicht.

Tarnkappe.info: Da Ihr selbst einkauft, würdet ihr auch Wünsche annehmen in Form einer Wunschbox ? Sollen auch Wunschtitel berücksichtigt werden?

Ibooks.to: Das ist bereits in Planung und wird definitiv kommen, denn es passt perfekt zu unserem Konzept.

Ibooks.to kauft nur E-Books, die es noch nicht gibt.

Tarnkappe.info: Was darf man im Allgemeinen noch von Euch an Veröffentlichungen erwarten?

E-Book-Piraterie im deutsch und englischsprachigen Raum

Ibooks.to: Jede Menge E-Book Neuerscheinungen, neue Comics und das Repertoire an Magazinen und Zeitschriften möchten wir ebenfalls ausweiten. Es gab schon Nachfragen nach einem breiteren, internationalen Angebot an Tageszeitungen, diesen Wunsch überprüfen wir mit wachsender Nutzerzahl.

Tarnkappe.info: Gibt es für die Zukunft irgendwelche speziellen Pläne?

Ibooks.to: Neben E-Book Neuerscheinungen die es bei uns fast immer zuerst zum Download geben wird, planen wir größere E-Book Pakete, die angesprochene Wunschbox und alles, was sich die Gemeinschaft noch wünschen wird.

ibooks.to; „Ein Dieb kann keinen Dieb beklauen.“

Tarnkappe.info: Warum entfernt Ihr nicht die Markierungen und Wasserzeichen anderer Warezforen, bevor Ihr deren Dateien selber noch mal bei euch einstellt?

Ibooks.to: Wieso sollten wir das tun? Derjenige der es bereitgestellt hat, soll natürlich sein Wasserzeichen behalten. Das ist völlig in Ordnung, warum auch nicht? Das sollte der einzige Lohn für die Arbeit des Uploadens sein. So richtig blöd wir es dann erst, wenn ein Uploader meint, er habe mit dem Einstellen ein eigenes Urheberrecht auf seinen Upload erhalten. Das ursprüngliche Verständnis von Warez ist, diese auch zu teilen.

Nicht sie zu horten und nur gegen ein „Danke“ in einem Forum herauszugeben. Das ist und bleibt szenefeindlich und in sich hochgradig unlogisch. Ein Dieb kann keinen Dieb beklauen, um es in einfachen Worten auf den Punkt zu bringen. Wer etwas frei verfügbar in einem Forum einstellt, darf sich nicht über die Verbreitung beschweren. Bemerkenswert ist, dass dies eine Problematik ist, die einzig und alleine in der E-Book Szene zu finden ist. Leider fehlt der Zusammenhalt an allen Ecken und Enden, wir hoffen innigst mit unserer Besonnenheit, einen Beitrag zur Besserung der Lage leisten zu können.

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ibooks.to: Wasserzeichen in Schwarzkopien

Was uns dann lustigerweise umgekehrt schon mehrfach vorgeworfen wurde ist, dass wir selbst unser Wasserzeichen in die von uns gekauften E-Books einfügen. Außerdem versteht man uns (vermutlich bewusst) falsch in der Aussage, dass wir selbst einkaufen. Um das ein für alle mal klarzustellen: Wir kaufen nur die E-Books, die es nicht frei verfügbar im Netz gibt.

Unsere eigenen Neueinkäufe sind in allen möglichen Foren, schon kurz nach dem wir sie eingestellt haben, zu finden. Das ist auch völlig in Ordnung und Sinn der Sache. Selbstverständlich funktioniert das aber auch umgekehrt so. Warum sollen wir Geld aufbringen, um Buch X zu kaufen, das es schon überall im Netz gibt, statt unser Geld sinnvoll zu nutzen um Buch Y zu kaufen, auf das alle Leser sehnsüchtig warten, weil es eben bisher noch niemand gekauft hat. Damit ist dann der gesamten Szene geholfen. Außerdem wurde uns schon vorgeworfen nicht alle fehlenden E-Books zu kaufen. Da wir diese aus Sicherheitsgründen aus dem Ausland beziehen, sind einige wenige Titel oft aus urheberrechtlichen Gründen für uns nicht zum Kauf verfügbar. Auch das mögen uns bestimmt wieder viele nicht glauben.

Tarnkappe.info: Nun ja, eine große Portion Skepsis gehört in der Szene wohl einfach dazu. Danke für die ausführlichen und interessanten Antworten und Euch weiterhin gutes Gelingen!

P.S.: Danke an alle Leser, die im Vorfeld bei der Sammlung der Fragen für dieses Interview aktiv geholfen haben!

Danke auch an Antonia. Sie weiß wofür.

Quelle Beitragsbild: sik-life @Pixabay, thx! (CC0 1.0).

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.