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Aurous – Musikplayer von Plattenlabels kaputt geklagt

Aurous ist offline. Diverse Plattenlabels sorgten mit ihrer Klage dafür, dass die Betreiber ihr Projekt gestern offiziell eingestellt haben.

Aurous war lediglich ein Musikplayer, der auf Material von Soundcloud, YouTube & Co. zugegriffen hat. Die RIAA-Mitglieder Universal Music, Sony Music, Warner Music sowie Atlantic und Capitol Records reichten nach einer Einstweiligen Verfügung eine Klage ein. Schadenersatz in Höhe von drei Millionen US-Dollar standen im Raum. Programmierer Andrew Sampson musste seinen Dienst letztlich frustriert einstellen.

RIAA bekam Aurous klein

Anfangs galt Aurous als ein Nachahmer-Projekt von Popcorn Time. Doch statt via P2P auf illegales Material zuzugreifen, wurde dabei lediglich auf Musiktitel von legalen Streaming-Anbietern und Video-Plattformen zugegriffen. Am 12. Oktober 2015 ging Aurous erstmals mit einer Betaversion online. Das Programm gab es kostenlos für Windows-, Mac OS X- und Linux-PCs. Umsätze sollten durch Werbung generiert werden. Die Entwickler haben lange an der Schnittstelle für rund 120 Plattformen gearbeitet. Darunter befanden sich auch die Gratisversion von Spotify, Pandora und viele andere.

aurous LogoWir sehen das als ein eindeutiges Zeichen, dass nicht lizenzierte Dienste nicht darauf hoffen können, ein Geschäft auf Kosten der Musikschaffenden aufzubauen„, sagte Cary Sherman, Chairman und Geschäftsführer der Recording Industry Association of America (RIAA) der musikwoche. Die Frage ist allerdings, was für ein Problem die RIAA-Mitglieder überhaupt mit diesem Dienst hatten. Aurous erlaubte lediglich den Zugang zu bereits bei anderen Portalen lizenzierten Werken. Zwar hätte man kein Geld von Aurous selbst erhalten, der Zugriff auf die öffentlichen Werke müsste nach menschlichem Ermessen trotzdem legal gewesen sein. Die Kläger warfen den Entwicklern dennoch vor, sie hätten Profit aus den „kreativen Bemühungen und Investitionen der Rechteinhaber und Musikschaffenden“ ziehen wollen, was nicht toleriert werden sollte. Hätte Sampson sein Projekt von Anfang an anonym hochgezogen, wäre die RIAA machtlos gewesen. Doch Sampson wählte den weißen, den legalen Weg.

Geschäftsführer wendet sich an den Kongress

Aurous-Geschäftsführer Andrew Sampson schrieb gestern auf seinem Blog, nachdem er die Webseite geschlossen und das Aus des Projekts bei Twitter und Facebook bekannt gegeben hatte:

„Ich flehe den Kongress an, die Realität des Filesharings zu verstehen. Es ist etwas verkehrt mit einem Gesetz, welches Teenager und Studenten mit astronomischen Summen bestraft für Vorgänge, die sie nicht mal komplett verstanden haben. Das Verletzende (des Filesharings) auf die Künstler mag richtig und substantiell sein. Doch bei dieser Rechtslage müssen die Plattenfirmen nicht mal ihre tatsächlichen Einbußen belegen.

Wir brauchen keine Gerichte um zu prüfen, wer richtig oder falsch handelt – das kann jeder selbst beurteilen. Es geht vor allem um die Summe an Geld, die wir investieren. Meine einzige Sorge ist, dass diese Klage eine Welle weiterer juristischer Verfahren gegen Webseitenbetreiber anstoßen wird. Aurious hat im Dunklen agiert. Unser Client hat Personen lediglich Zugang zu API’s verschafft, um auf fremde Webseiten wie YouTube und Soundcloud zugreifen zu können. Ihr seht, wie das ausgegangen ist.“

Sampson hat sein bekanntestes Baby gestern Abend eingestellt, doch die Routinen sollen in einem neuen Projekt verwendet werden. Es geht noch immer um Musik, wie er TorrentFreak mitteilte. Allerdings um Live-Auftritte. Er will seine neue Software bald der Öffentlichkeit vorstellen. Bleibt zu hoffen, dass die neue Software juristisch gesehen wasserdicht ist. Ansonsten ist schon bald mit neuer Post der Anwälte zu rechnen, die von den Plattenlabels zur Vertretung ihrer Interessen beauftragt wurden.

Update:

Rechtsanwalt Mirko Brüß schrieb mir, Aurous habe „gerade nicht auf „legale Quellen“ wie SoundCloud und YouTube zugegriffen, sondern auf VK.com, MP3with.me und das „Aurous Network.“ Deswegen sei die Klage durchaus gerechtfertigt.

Tarnkappe.info

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.