Ausschnitt des Covers von "Download" - alles knacken, alles laden?

Paris: Gericht verhängt 10.000 Euro Strafe für Piraten-Tipps

Der französische Musikverband SCPP verklagte eine Zeitschrift auf 10.000 Euro Strafe, weil sie 2014 Tipps zum Thema Online-Piraterie veröffentlicht haben.

Ein Gericht in einem Vorort von Paris verurteilte kürzlich auf Antrag der SCPP die Betreiber der Zeitschrift „Download“ zur Zahlung von 10.000 Euro Strafe. Den Redakteuren wird vorgeworfen, sie hätten ihre Leser aktiv zu Urheberrechtsverletzungen ermuntert. Die Ausgabe von Juli/September 2014 präsentierte die heißesten illegalen Quellen im Netz.

In Nanterre, westlich von Paris, hat ein Gericht kürzlich ein Aufsehen erregendes Urteil gesprochen. Der Herausgeber der Zeitschrift „Download“ muss eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro entrichten. Der Vorwurf: Man habe wissentlich die eigenen Leser dazu ermutigt, illegale Downloads durchzuführen. So erläuterte man im Detail, dass Google der Schrankenwärter zu den kostenlosen Inhalten darstellt, und wie man die Suchmaschine dafür einsetzen muss. Wer seine Suchbegriffe klug eingibt, könne nach einer Handvoll Klicks die Festplatten „mit Freude auffüllen“, hieß es im Artikel. Erklärt wurde in der Titelstory der Umgang mit den BitTorrent-Clients eMule, MorphXT und P2P Rocket. Auch die Handhabe verschiedener Video-Formate, die die Release-Groups bevorzugt benutzen, erläuterte man im Artikel ausführlich. Die Leser sollen sich die Filme ja auch anschauen können.

SCPP: Grenze des guten Geschmacks überschritten

the pirate bay isohunt flaggeDem französischen Tonträger-Verband Société civile des Producteurs de Phonogrammes en France (SCPP) ging das deutlich zu weit. In den Augen von Marc Guez, dem CEO von SCPP, habe das Magazin damit ganz klar „eine Linie überschritten“, wie er dem Portal Next Inpact sagte. Die Mitarbeiter von „Download“ hätten in schamloser Art und Weise die Leser eindeutig zur Durchführung von Piraterie aufgefordert. Auch das Cover der Ausgabe mit Pirat inklusive Augenklappe und Totenkopfsymbol hat man bemängelt. Der französische Verband der Musiklabels war es letztlich auch, der die Klage ins Rollen brachte.

Fazit bzw. Bewertung:

Künftig werden sich landesweit alle Redakteure sehr genau überlegen, wie sie ihre Artikel formulieren, damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt. Bestimmt wirkte sich die Aufforderung zur Piraterie positiv auf die Verkaufszahlen im Einzelhandel aus, die Zahlung von 10.000 Euro Strafe kann sich in Frankreich oder Deutschland kein Verlag leisten.

Das überraschende Urteil von Nanterre wird den französischen Journalisten bei ihrer Arbeit künftig eine neue Schere verpassen. Davon gibt es im Zuge der Abmahnungen wegen möglicher Rufschädigung eigentlich schon mehr als genug. Trotzdem muss man auch hinterfragen, ob man die Kaufinteressenten wirklich mit solchen Methoden anlocken sollte. Auch manche deutsche PC-Zeitschriften werben damit, dass sie einem erklären, wie man alles knacken und herunterladen kann. Ob man das moralisch bezeichnen sollte, bzw. ob die Verlage damit ihrer Verantwortung als einflussreiche Medien nachkommen? Wenn einem schon die Computerzeitschrift erklärt, wie man den Kopierschutz von Programmen entfernt, muss das doch eigentlich grundsätzlich okay sein, mögen manche Leser denken.

Tonträgerverband verklagte auch Sourceforge.net

sourceforge scpp klageDie straffe Vorgehensweise des Musikverbands SCPP gegen Online-Piraten ist nicht neu. Im November 2008 wurde Sourceforge.net für das Angebot der P2P-Programme Vuze, Limewire, Shareaza und Morpheus verklagt. Dabei ging es nicht einmal um das direkte Angebot von urheberrechtlich geschützten Werken, sondern lediglich um Programme, die einen illegalen Download ermöglichen könnten. Auch das ging dem Tonträgerverband schon zu weit.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.